Einblicke

Einblicke / Insights

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Fly.Bot

Der erste Hype um den Einsatz von Drohnen in der Logistik ist verflogen. Er ist nach ersten Piloteinsätzen einem realistischen Pragmatismus gewichen – von einer durch die Drohne auf den Kopf gestellten Zustelllogistik ist zur Zeit nur wenig zu spüren. Auch wenn der Gartner Hype Cycle der Drohne die Spitze der überzogenen Erwartungen erst noch in der Zukunft prophezeit, hat man in der Logistik-Wirklichkeit eher das Gefühl, dass die Drohne bereits das Tal der Tränen bezüglich der an sie gestellten Erwartungen durchlaufen hat und nunmehr realistische Einschätzungen über mögliche Drohneneinsätze in der Logistik anstehen.

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Smarte Logistik 4.0

Autonome Roboter für eine pfiffige Lager-Automatisierung, KI-unterstützte Kameras zur Behältererkennung und -verfolgung ohne jeden menschlichen Eingriff und Digitale Zwillinge für das physische Lager oder die planende Lieferkette zeigen den Aufbruch in eine digitale Logistikwelt. Wir blicken auf 12 wichtige Handlungsfelder, die den Paradigmenwechsel zu einer Logistik 4.0 treiben.


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03
coming soon


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03 

Blue Color Cyborgs 
In der Smart Factory und dem Smart Warehouse muss ein Großteil der Informationen aus demTagesgeschäft in Echtzeit verfügbar sein. Mensch-Maschine-Schnittstellen (engl: man machineinterfaces, kurz MMIs) machen dies möglich. Die Wearables bzw. interaktiven Assistenzsystemehelfen zum Beispiel bei der Ausführung von Kommissionieraufgaben, Montage- und
Fertigungstätigkeiten, Service- und Wartungsaufgaben oder der Mitarbeiter-qualifizierung. Wir stellenbesonders nützliche MMIs vor, dank deren Hilfe die Arbeit in der Fertigung und Logistik heuteschneller, flexibler und fehlerfreier abläuft. 

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04

Mehr Effizienz im Warehouse 4.0
Läger und Distributionszentren werden leistungsfähiger, automatisierter,
schneller, zuverlässiger und smarter. Die Entwicklungsstufen zum
Warehouse 4.0 sind heute bereits klar erkennbar: Zunächst wird uns eine
dynamische Lokalisierung in Echtzeit zu jeder Box, jedem Pakets und
jedem Produkt im Lager führen. Dort, wo wir uns auch zukünftig noch
selbst zur Ware bewegen, unterstützen uns Wearables, die Mensch-Maschine-Schnittstellewird sonoch effektiver. Zugleich kann vielerorts die Wegezeit als größterZeitanteil beim Einlagern bzw. Kommissionieren aus dem System
genommen werden. Nur Aufgaben, die Automaten und Roboter nicht so
effizient ausführen wie wir, werden wir auch in Zukunft selbst erledigen.
Für alle anderen Tätigkeiten kommen (zellularen/schwarmbasierten)
Shuttles, selbständig agierende Cobots/Robots sowie AGVs (Automated
Guided Vehicles) zum Einsatz.

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05

One-touch - alles andere wäre Verschwendung
Unter dem Schlagwort Warehouse 4.0 treten gerade eine Reihe von Technologien, wie Cobots, Smart Transport Robots oder schwarmbasierte Shuttles ihren Siegeszug in den Lägern an. Durch sie, so die Hoffnung vieler Logistik-Verantwortlicher, lassen sich die Abläufe im Warenlager noch automatisierter, schneller, zuverlässiger und smarter gestalten als jemals zuvor. Oft werden dabei jedoch die dahinterliegenden Prozesse vernachlässigt. Denn der Einsatz digitaler Tools per se liefert meist noch keinen echten Mehrwert. Erst wenn diese Technologien so eingesetzt werden, dass sie ein schlankes, verschwendungsfreies Lager ermöglichen, lassen sich signifikante Effizienzgewinne und Kostenvorteile realisieren. 

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06

Supply Chain Superpower
Das Internet der Dinge sowie Ent-wicklungen in Elektronik, Mechatronik und der Informationstechnologie verändern die Welt der Logistik enorm. Das Internet dient nicht länger vorwiegend als Wissens- und Konsum-quelle, sondern auch als Kommuni-kations- und Verbindungsplattform für Smart Devices bzw. Cyber-Physische Systeme (CPS). Damit entstehen neue Möglichkeiten und Perspektiven für die Logistik. Fünf Technologien sollten Unternehmen dabei bereits heute im Auge behalten. 

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07

Schwarze Zahlen dank grüner Technik
Eine „grüne Logistik“ galt in den vergangenen Jahren bei vielen Unternehmen als das Mittel der Wahl, um Risiken in der Supply Chain zu minimieren und nebenbei das Markenimage aufzupolieren. Doch je größer die verbalen Bekenntnisse waren, desto geringer fielen oftmals die tatsächlichen Umsetzungsleistungen aus. Aktuell lohnt sich eine neue Auseinandersetzung mit dem Thema, da neue Technologien der grünen Logistik neue Perspektiven eröffnen. Der Beitrag schildert diese Chancen sowie konkrete Handlungsansätze für Unternehmen. 

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08

Megastau durch Online-Shopping
Bei Großstadtbewohnern ist Online-Shopping ein beliebtes Mittel zum Zweck, dem Trubel und Verkehrschaos auf den Straßen zu entkommen. Leider bewegen sich die Waren aber auch in Zukunft nicht durchs Beamen zum Kunden, sondern über die bekannten Verkehrswege. Studien des Bundes-verbands Paket- & Expresslogistik gehen davon aus, dass das Volumen von heute ca. 3 Milliarden zugestellten Paketen pro Jahr in Deutschland bis 2021 um ein Drittel auf ca. 4 Milliarden ansteigen wird. Andere Studien prognostizieren, dass in 2030 ca. 40 Prozent des Verkehrs in den europäischen Ballungsräumen allein durch die Logistik verursacht wird. Unser Konsumentenverhalten trägt also zu diesem vorprogrammierten Megastau in den Ballungsräumen wesentlich bei, denn beim E-Commerce erwarten wir immer schnellere Lieferungen in immer kleineren Mengen. 

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09

Der Chatbot als Lieferheld
Die Marktführer der Logistikbranche nutzen zum effektiven Management ihrer Lieferketten nicht nur die Möglichkeiten technologischer Innovationen. Sie verfolgen auch konsequent die Strategie, ihre Lieferketten vollkommen am Kunden und dessen Bedürfnissen auszurichten. Der Beitrag schildert, welche Rolle bimodale Lieferketten dabei spielen. 

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Logistik 4.0: Weg-weiser für digitali-sierte Lieferketten
Der Trucker-Spruch „Solange man keine Äpfel per Email verschicken kann, müssen wir uns die Straße teilen!“ gilt auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Noch. Doch diese „Weisheit“ verliert an Gültigkeit. Natürlich werden der Fluss von Informationen sowie realer Güter weiterhin im Mittelpunkt der Logistik stehen. Doch mehrere Triebkräfte sorgen für eine rasche Transformation zur „Logistik 4.0“: erstens, ein deutlich geändertes Kundenverhalten; zweitens neue ökonomische Spielregeln und drittens neue technologische Chancen (s. Grafik). Welche Kenntnisse und Fähigkeiten für eine aktive Gestaltung dieses Wandels notwendig sind, zeigen drei Megatrends der Logistik 4.0. 

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Wie man die letzte Meile smart bewältigen könnte
Unser aktuelles Zustellkonzept für die letzte Meile passt nicht mehr für unsere Innenstädte: viele in zweiter Spur mit eingeschalteter Warnblinkanlage stehenden Zustellfahrzeuge von Paket- und Expressdienstleistern sind blockiert vom dichten Verkehr und sorgen selbst für weitere Engpässe und Hürden für die anderen Verkehrsteilnehmer. Betrachtet man die prognostizierten Zuwachsraten beim online-Handel oder den Trend, die Zustellzeiten immer weiter zu verkürzen, erkennt man, dass sich dieses Problem nicht von alleine lösen wird. 

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Fly.Bot

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Wann werden Sie Ihre Pizza mit einer Drohne zugestellt erhalten?
Ein Status über den Einsatz von Drohnen in der Logistik

Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

 

Der erste Hype um den Einsatz von Drohnen in der Logistik ist verflogen. Er ist nach ersten Piloteinsätzen einem realistischen Pragmatismus gewichen – von einer durch die Drohne auf den Kopf gestellten Zustelllogistik ist zur Zeit nur wenig zu spüren. Auch wenn der Gartner Hype Cycle der Drohne die Spitze der überzogenen Erwartungen erst noch in der Zukunft prophezeit, hat man in der Logistik-Wirklichkeit eher das Gefühl, dass die Drohne bereits das Tal der Tränen bezüglich der an sie gestellten Erwartungen durchlaufen hat und nunmehr realistische Einschätzungen über mögliche Drohneneinsätze in der Logistik anstehen.


Drei unterschiedliche Einsatzbereiche für Drohnen in der Logistik haben sich herauskristallisiert. Einer zum Transport von Informationen, zwei zum Transport von physischen Lasten.
 

1. Drohnen zur Gewinnung und zum Transport von
    Information

Die Inspektion und Überwachung von großen Außenanlagen wie Brücken, Hochspannungsleitungen, Windparkanlagen oder Photovoltaikanlagen ist der außerhalb der Logistik der am weitesten realisierte Einsatzbereich von Drohnen. Logistiknähere aber ähnliche Drohnen-Anwendungen für die Gewinnung von Information sind die äußere Sichtprüfung von großen Fliegern, die Überwachung von Produktionswerken bezüglich des Zulaufs von LKW oder von Hafenanlagen über den Einlauf von Schiffen. Bei den letztgenannten Anwendungen steht die Drohne aber im Wettbewerb mit GPS-basierten Lokalisierungslösungen in Kombination mit Geo-Fencing.
 
 

In der Logistik selber ist zur Zeit die am meisten verbreitete Drohnen-Anwendung diejenige zur automatischen Erfassung von Beständen bzw. zur Inventurerstellung, vorwiegend in manuellen Palettenlägern. Die Anbieter entsprechender Systeme sehen den Vorteil dieser Logistikdrohnen in der Generierung von aktuellen und richtigen Beständen, sowie in der einfacheren, sichereren, richtigeren und effizienteren Erfassung dieser Bestandsdaten. Die Hauptanwendungen findet man dafür in Lägern der Lebensmittel- und Chemieindustrie sowie in schnelldrehenden Lägern. Dieser Anwendung ist allerdings entgegenzuhalten, dass die drohnenunterstützte Inventur dazu dient, Schwächen im bestehenden Prozess (nämlich die Unkenntnis, welches Material aktuell an welchem Platz lagert) durch eine effiziente, technisch digitalisierte Lösung zu kaschieren. Im Sinne eines auch bei der Digitalisierung geltenden Lean-Paradigmas, sollten aber nur Prozesse digitalisiert werden, die effizient, verschwendungsfrei und robust sind.


Am Markt angeboten werden drei technologisch unterschiedliche Arten der Inventurdrohne:

  • Manuell durch einen menschlichen Piloten geflogene Inventurdrohnen
  • Autonom fliegende Drohnen
  • „Follow-me“-Drohnen, die einem bodengeführten autonomen Rover folgen

Die Zukunft gehört natürlich den beiden autonomen Lösungsrichtungen. Der Vorteil der rover-basierten Drohnen liegt in der einfacheren Navigations-Software für die Drohne (der AMR-Rover übernimmt ja die Navigation in der x-/y-Achse) aber vor allem in einer deutlich längeren Laufzeit. Dadurch dass die Drohne über eine Leitung mit dem Rover verbunden ist, kann ein deutlich leistungsfähigerer und damit schwererer Akku in den Rover integriert werden, was die Flugzeit einer Drohne mit einer Akkuladung von 0,5h auf 5,0h verzehnfacht. Allerdings werden auch die autonom fliegenden Drohnen mit einer Ladestation mit mehreren Akkus und einem selbständigen Akkuwechsel diesbezüglich Fortschritte erzielen. Zielen die aktuellen Einsatzbereiche der Inventur-Drohnen vor allem auf die betriebsfreien Zeiten in einem Lager (Nacht/Wochenende), werden zukünftig die autonomen Drohnen auch keine Einschränkungen des gleichzeitigen Betriebs mit dem (autonomen) mobilen Lagerequipment haben. Für die Richtigkeit der Inventurerstellung selber ist es aber kein Nachteil, diese in der betriebsfreien Lagerzeit durchzuführen.


Die Drohne als technologisches Hilfsmittel alle Lagerplätze einfach und ohne großen Zusatzaufwand erreichen zu können, ist aber nur ein Aspekt dieser Lösung. Ein weiterer wichtiger technologische Baustein liegt in einer KI-unterstützten Kamera zur Erkennung der Label, in einer Kamera für Fotoaufnahmen der Label, in einer Software zur Auslesung der Labelinformation und in einer LED-Leuchte zur Ausleuchtung des Kamerabereichs, da die Drohnen auch in der betriebsfreien (und somit unbeleuchteten) Lagerzeit eingesetzt werden. D.h. der Neuigkeitscharakter dieser technologischen Lösung liegt nicht nur in der Drohne als Fluggerät, sondern auch in der autonomen Steuerung der Drohne und/oder des Rovers und vor allem in der KI-basierten Computervision, die Label bzw. Behälter/Paletten erkennt und auslesen und speichern kann. Der führende Anbieter von diesen Lösungen in Deutschland ist die Firma Doks. Inventurdrohnen können aber auch bei Linde, Eyesee, Corvus, Ware, Flytware und anderen Anbietern bezogen werden.
 
 

Mit diesen Technologien (KI-basierte Computervision) kann ein beschriebenes Drohnensystem auch für die Zählung von (Leergut-)Behältern eingesetzt werden, d.h. für Lagerbereiche, in denen in der Regel keine Buchung der zu- und abgeführten Behälter erfolgt. Dies kann im Zusammenhang mit einer Drohne passieren, die den Lagerbereich abfliegt (sowohl in einem Lagergebäude oder auch im Freien/Außenlagerbereich) bzw. ohne Drohnen durch fix montierte Ki-unterstützte Kamerasysteme an der Gebäudedecke.
 

2.  Drohnen für den Intralogistik-Transport

Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet für Logistik-Drohnen liegt im Intralogistikbereich beim Transport physischer Güter. Dabei werden die Drohnen nicht den Transport von großen Materialströmen/-volumina übernehmen, sondern in einem wohl-selektierten Spot-to-Spot Transportbereich eingesetzt werden. Die großen Massenströme werden auch zukünftig am Boden verlaufen.


Die diesbezüglich in Pilot-Anwendungen getesteten bzw. in Daueranwendung stehenden Drohnen-Einsätze dienen

  • In großflächigen Produktionswerken zum Transport von eiligen Express-Lieferungen von Fehlteilen an der Linie, um eine Produktionsunterbrechung bzw. einen Bandstillstand zu vermeiden
  • der Anbindung von externen Logistik-Hubs mit Produktionswerken (ebenfalls für Express-Lieferungen, wie es z.B. Seat in seinem Werk in Martorell macht)
  • der Anbindung von dezentralen Einheiten mit einem mit hochwertigem Equipment ausgestatteten Zentrallabors (z.B. bei ThyssenKrupp, wo 4 Hochöfen mit dem Zentrallabor über eine Drohne verbunden wurden)
  • der Verbindung von Operationssälen mit einem Zentrallabor, wenn dieses räumlich distanziert liegt


Allen Intralogistik-Transportanwendungen gleich ist: transportiert werden einzelne Produkte bzw. Samples, die nicht zu groß und nicht zu schwer sind und die schnell an einer weiter entfernten Stelle gebraucht werden. Dabei fliegen die Drohnen in der Regel nicht weiter als 5 km, nicht länger als 0,5h und nicht schneller als 50 km/h. Der Vorteil von vielen dieser Intralogistik-Lösungen: es wird meist über privatem Betriebsgelände geflogen, öffentliche Flächen sind nicht betroffen, was den tlw. langwierigen, teuren und oftmals noch gar nicht geregelten Erwerb von Fluglizenzen erleichtert. Auch der Umgang mit den Problembereichen der Logistikdrohnen, ihr Lärm und die Gewährung der Sicherheit des Transports, lässt sich auf privaten Grundstücken leichter klären und regeln, als für Drohnen, die im öffentlichen Raum fliegen.


 

3.     Last Mile Delivery

Der dritte große Einsatzbereich von Drohnen liegt in der Zustellung von (E-Commerce-)Sendungen auf der letzten Meile. Hier haben alle großen Logistik-Anbieter wie Amazon, UPS, DHL, FedEx u.a. ihre ersten Piloterfahrungen mit Drohnen hinter sich. Dabei haben sich drei sinnvolle Einsatzbereiche herauskristallisiert:

  1. Versorgung von in der Regel dünn besiedelten Gebieten, die schwierig zu erreichen sind, wie z.B. Inseln oder Bergregionen
  2. Versorgung von dicht besiedelten städtischen Gebieten aus urbanen Logistik-Hubs, um schneller als bei der traditionellen Zustellung mit dem Paketwagen zu sein (0,5h – 2,0h-Lieferung)
  3. Drohnen, die mit einem Paketwagen in die Zustellregion gebracht werden, und dann den Fahrer bei der Überwindung der allerletzten Meile unterstützen

Technologisch sind die wichtigsten Fragen für die kleinen Paket-Drohnen weitgehend geklärt. Die aktuelle Entwicklung geht mittlerweile soweit, dass Volocopter an einer vollelektrischen Drohne arbeitet, die eine Palette mit bis zu 200 kg über 40 km transportieren kann.


Die Zustellung über und in dünn besiedeltes Gebiet ist nicht nur von den Genehmigungen, sondern auch von der Frage der Wirtschaftlichkeit geprägt. Das größte Problem beim Einsatz von Drohnen für die letzte Meile in dicht besiedeltem Gebiet sind zur Zeit

  • Die Akzeptanz durch die breite Bevölkerung (Lärm und Sicherheit) und vor allem
  • Die vielfach ausstehenden Regularien zum Betrieb von Drohnen im öffentlichen Raum.

Die Schweiz gilt hier als Innovationstreiber und nimmt diesbezüglich hierbei in Europa eine Vorreiterrolle ein. Seit 2017 arbeiten dort das Bundesamt für Zivilluftfahrt und Skyguide zusammen, um einen geregelten Drohnenverkehr testweise im öffentlichen Raum hinzubekommen. Dabei werden Fragen nach Flughöhen, Sicherheit, Steuerung, gesperrte und erlaubte Korridore bzw. Einflugschneisen/Drohnenautobahnen für die Erreichung von größeren Städten besprochen und geklärt. Die Regularien, die Sicherheit im öffentlichen Raum und der von den Drohnen versursachte Lärm sind die größten Hürden, um der Last Mile Delivery durch Drohnen zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Hürden sind zur Zeit in Europa so groß, dass die Zustellung durch Drohnen in den nächsten Jahren nicht zu einem Standard-Angebot der Logistik-Dienstleister bzw. der Paket- und Expressdienstleister werden wird. Ihre Pizza werden Sie in den nächsten Jahren immer schneller und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit noch warm zugestellt bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihnen mit einer Drohne vors Stadt-Haus gestellt wird, ist allerdings für die nächsten Jahre sehr gering.

   

Smarte Logistik 4.0. 12 Handlungsfelder


Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH


Autonome Roboter für eine pfiffige Lager-Automatisierung, KI-unterstützte Kameras zur Behältererkennung und -verfolgung ohne jeden menschlichen Eingriff und Digitale Zwillinge für das physische Lager oder die planende Lieferkette zeigen den Aufbruch in eine digitale Logistikwelt. Wir blicken auf 12 wichtige Handlungsfelder, die den Paradigmenwechsel zu einer Logistik 4.0 treiben.




1.         ICH, LOGISTIK-ROBOTER
           
Smarter Produktivitätsbooster @ Null-Fehler

Früher hatte man entweder ein manuelles oder ein sehr starr automatisiertes Lager mit teuren, schweren Regalbediengeräten. Die intelligente Lager-Automatisierung mit smarten und flexiblen Lager-Robotern ist einer der bedeutendsten aktuellen Trends in der Logistik. Zu den smarten Automatisierungsmöglichkeiten im Lager gehören:

  • Automatisierte Shuttle-Lager mit vielen kleinen Robotern/Shuttles anstelle der großen, schweren und wenig flexiblen Regalbediengeräte
  • Pick-Buddies, (z.B. von Locus, Geek+ oder 6River Systems) die die manuell gepickte Ware beim Kommissionierer abholen und zum Versand bringen
  • Shelf-Buddies, (z.B. von Amazon oder Swisslog) die ganze Regale zur Pick-Station bringen, wo dann manuell kommissioniert wird
  • Konzeptionell gänzlich neue, smart automatisierte Lagertypen wie

Autostore, das ohne Regal auskommt und durch das direkte Stapeln
   der Behälter eine enorme Lagerdichte erzielt

- Servus, ein Shuttle-System, bei dem die Roboter auf Schienen bis in die 
   Produktion fahren und die gepickten Behälter direkt an die Montagelinie

   übergeben

- Exotec, ein Shuttle-System, bei dem die Shuttles selbständig die
   Vertikalbewegung (Klettern am Regal) übernehmen, ansonsten aber frei
   und autonom
verfahrbar sind

  • Autonome Pick-Roboter (z.B. von Magazino oder identytec), die selbständig picken bzw. das Material/die Behälter in den Lagerplatz verräumen
  • Cobots, die Picken bzw. Behälter entstapeln, sortieren, entleeren und anstellen
  • Autonomous Mobile Robots (AMRs) die sich selbständig und autonom im Lager neben den dort arbeitenden Mitarbeitern bewegen und als Unterfahr-/Stapel-/KLT-FTF Material und Behälter transportieren und bewegen
  • Autonome Routenzüge (z.B. von Schiller, Linde oder Asti) für den Transport auf den Routen mit dem starken Transport-Volumen

Alle roboter-basierte Lösungen zeichnen sich durch eine deutlich erhöhte Produktivität und eine weitgehende Fehlerfreiheit aus. Dabei sind die Systeme intelligent, teilweise autonom, kollaborativ, flexibel und agil, skalierbar, elektrisch, energieeffizient und plug&play-fähig. Sie helfen, Mitarbeiter von schweren, unergonomischen Handlings-Aktivitäten zu entlasten und übernehmen vielfach diejenigen Arbeitsschritte, die langweilig, schwierig oder unter Lean-Gesichtspunkten nicht wirklich wertschöpfend sind (z.B. lange Transportwege).
 
 

2.         ENDLICH BEIDHÄNDIG
           
Wearables befreien die Mitarbeiter

Der mittlerweile fast schon traditionelle Scanner in der Logistik hilft den Mitarbeitern, Material eindeutig zu identifizieren und Materialbewegungen (z.B. Einräumen in einen Lagerplatz / Picken von einem Lagerplatz) sicher zu dokumentieren. Aber der traditionelle Handscanner beschäftigt die Mitarbeiter mit Suchen, wo der Scanner ist, oder mit dem Greifen/Wegstecken des Scanners. Damit zieht der Scanner die Arbeitsfolgen sequentiell in die Länge, denn der Mitarbeiter ist entweder mit dem Scanner beschäftigt oder er geht/fährt durch das Lager.


Der große Nutzen, den die Logistik 4.0 für manuelle Arbeitsplätze erbracht hat, ist es, den Mitarbeitern die Hände wieder für die primär wertschöpfenden Logistik-Tätigkeiten freizuspielen: für das Handling des Materials bzw. für das Fahren von Staplern oder Routenzügen. Frei nach dem Motto: „automate it or wear it“, sollten alle Arbeiten in der Logistik, die nicht wirtschaftlich automatisiert werden können, und somit manuell bleiben, durch Wearables unterstützt werden. Diese Wearables (X-by-Technologien, Handschuhe, Ringe) sind die technologische Lösung, um die Informationsmitteilung bzw. -bestätigung unabhängig von den Händen zu machen, so dass diese für die Kernaktivitäten der manuellen Logistik verfügbar sind: Handling und Lenken. Und damit werden die Prozesse schlanker, denn die Informationsmitteilung bzw. die Bestätigung wird in die wertschöpfenden Kernarbeitsschritte integriert.


Die aktuell wichtigsten Wearables, die den Mitarbeitern ein frei-/beidhändiges und somit ergonomisches und produktives Arbeiten ermöglichen, sind Pick-by-Voice, Pick-by-Vision/Smart Glasses, Gabel-Stapler Gabel-Scanner, Scanner-/RFID-Handschuhe, Daten-Uhren und NFC- und Smart Motion Ringe, die die Steuerung von Zugangskontrollen, Qualitätskontrolle und Ausführungsbestätigungen unterstützen.

Die Wearables erhöhen die Produktivität der Mitarbeiter, die die Wearables tragen. Was aber mindestens so wichtig ist: sie verbessern die Ergonomie der Mitarbeiter und sie reduzieren Fehler.
 
 

3.         NO-TOUCH-LOGISTIK
           
Jeder weitere Schritt wäre Verschwendung

Einer der größten Aufwands- aber auch Zeittreiber in der Logistik ist die Anzahl der notwendigen Handlingsschritte, d.h. wie oft ein Behälter/eine Palette/ein Karton angegriffen, aufgenommen, abgestellt, umgestellt, eingelagert, ausgelagert, auf- oder abgestapelt oder bereitgestellt wird.

Bezüglich einer handlingsarmen No-Touch Inbound-Logistik gibt es folgende Alternativen (beginnend mit der schlankesten Alternative):

  • Warehouse on Wheels (WoW): Die Materialien werden direkt im Trailer/in der Wechselbrücke in der Nähe des Verbau-Ortes der Materialien bereitgestellt und erst bei Bedarf dem Trailer/Wechselbrücke entnommen und sofort verbaut. WoW wird in der Regel für großvolumige Schnelldreher angewandt, die in einem JIT-/JIS-Modus geplant und bereitgestellt werden, denn es gibt bei diesem Bereitstellungsmodus keine logistische Wareneingangskontrolle.
  • Dezentraler Wareneingang / Ship-to-Line: Hier werden die Materialien de-zentral, d.h. Liniennahe angeliefert, werden ausgeladen und stehen dann in Form von kleinen Puffern mit einer geringen Reichweite (wenige Stunden) direkt am Verbau-Ort zur Verfügung. Auch diese Bereitstellung wird primär für schnelldrehende Materialien im JIT-/JIS-Modus angewandt, hat aber durch die sofortige Entladung vom LKW einen Handlingsschritt mehr als WoW. Dafür werden weniger Gates benötigt und die LKW können in der Regel mehr als ein Material anliefern.
  • Zentraler Wareneingang / Ship-to-Stock: Hier werden Materialien traditionell bei einem zentralen Wareneingang angeliefert, mit den üblichen Kontrollen bezüglich richtiger Materialnummer in der richtigen Anzahl, im richtigen Behälter und Label, unbeschädigt angeliefert. Dieser Prozess eignet sich für alle mittel- und langsamdrehenden Materialien. Ship-to-Stock erfordert aber zusätzliche Handlingsschritte durch die Einlagerung im Zentrallager (d.h. produktions-/montagelinienferne Lagerung) und die bedarfsgerechte Bereitstellung an der Linie oder im Supermarkt durch die Logistik.


4.         DATEN | DATEN | DATEN
           
Die transformative Kraft datengestützter Erkenntnisse

Die aktuellen Ansatzpunkte der Big Data Analytics sind:

  • Zusammenhänge finden, die bisher nicht gefunden wurden. Dabei helfen moderne grafische Analysetools (Graph-Analytics, z.B. von Tableau, Y42, Visplore, …), die ein intuitives Arbeiten mit großen Datenmengen erlauben. Um zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Anlagen im Markt, Anlagenausfällen und benötigten Ersatzteilen herzustellen und damit die Verfügbarkeit der Ersatzteile in der richtigen Region rechtzeitig sicherzustellen.
  • Bedarfe und notwendige Kapazitäten richtig(er) vorherzusagen. So wie es Amazon macht und aus dem Absatz von Vergleichs-/Referenzprodukten, Testregionen oder dem Verhalten bestimmter Kundengruppen/-cluster auf zukünftige Bedarfe hochrechnet und dann die einzelnen Artikel in einer bedarfsgerechten Menge vorab in die einzelnen Customer Fulfillment Center legt. Noch lange bevor der tatsächliche Kundenbedarf entsteht oder gar die Kundenbestellungen vorliegen.
  • Echtzeit-Simulation und Optimierung von Lieferketten. Das in Spanien/USA ansässige Startup Factic bietet z.B. eine SaaS-Plattform, die prädiktive Analyselösungen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie bereitstellt. Dazu werden Data-Mining- und KI-Techniken genutzt, um Daten aus internen und externen Quellen zu analysieren und zukünftige Verkäufe vorherzusagen. Aus den prognostizierten Nachfrageabweichungen werden datengestützte Entscheidungen abgeleitet, um die Beschaffung zu automatisieren. Oder Flexport, ein Start-up aus San Francisco, analysiert cloud-basiert und in Echtzeit Materialvolumina von Importeuren, Exporteuren, Spediteuren, Fluglinien, Schifffahrtslinien, Häfen, Flughäfen und von Zollbehörden, die an einzelnen Häfen/Flughäfen/Logistik-Knotenpunkten erwartet werden. Damit wird gesteuert, über welche Knotenpunkte Sendungen geschickt werden sollen, um möglichst rasch ins Land und zu den Kunden zu gelangen.


5.         NACH IHREM BEDARF
           
Marktplätze für alles

Der dahinter liegende Logistiktrend ist die „elastische Logistik“, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Lieferketten in Zeiten schwankender Nachfrage effizienter zu gestalten. Das gelingt durch eine bedarfs-entsprechende Vergrößerung oder Verkleinerung des logistischen Netzwerkes. D.h. die ehemals fixen eigenen Assets werden ersetzt durch Logistik-Leistungsangebote, die am Markt kurzfristig dazugekauft oder zurückgegeben werden.

Basis für eine elastische Logistik sind Marktplätze für Transporte, Läger oder die Letzte Meile. Die Transport-Marktplätze bringen den Bedarf an Transportkapazität und das Angebot der Spediteure kurzfristig zusammen. Diese Marktplätze gibt es schon länger, sie existieren für LKW-Ganzladungen, für LTL-Verkehre aber auch für Stückgut. Die neueren Lager-/Warehouse-Marktplätze machen das gleiche im Bereich von Lagerraum und bringen dort flexibel und kurzfristig Angebot und Nachfrage zusammen. Einige bekannte Lager-Marktplätze sind Flexe, Stowga, Stord, Hive, storingcargo oder log-hub. Und schließlich die letzte Meile-Marktplätze, die deshalb von großer Bedeutung sind, weil damit einer der größten Einzel-Kostenblöcke (meist mindestens ein Drittel der gesamten Zustellkosten). So arbeitet z.B. Walmart in den USA zur Zeit an einem Piloten mit einem Letzte-Meile-Marktplatz, um die Express-Lieferungen zeitgerecht zuzustellen. Amazon hat die Plattform Amazon Flex angekündigt, das auf „Auf-Abruf-Dienstleister“ zurückgreift, um die Ausweitung des Prime One Day Lieferprogramms zu beschleunigen.


6.         HELLSEHEREI
           
Wissen, wo sich ihr Material befindet – jederzeit und
                überall

Durch die sensorbasierte Verbindung von Objekten/Gegenständen/Sendungen mit dem Internet (IoT) wissen wir praktisch in Echtzeit fast alles über den Zustand dieser verbundenen Sendungen: neben der Lokation kennt man entweder die Qualität der ankommenden Sendung im Detail, oder man kann rechtzeitig eingreifen, bevor ein qualitativer Schaden (z.B. durch Hitze) passiert. Dabei kann die neueste Generation von mikroskopisch kleinen Sensoren (z.B. von RVMagnetics) helfen, diesen logistischen Zustand genau zu erfassen und zu verfolgen. Die Anwendungen für mit dem Internet verbundenen Logistiksensoren sind mittlerweile mannigfaltig: sie helfen Logistik-Gebäude klimatechnisch besser, effektiver und „grüner/nachhaltiger“ zu steuern. IoT-Systeme für das Flottenmanagement (z.B. Fleetroot) optimieren den Einsatz von Fahrzeugen in Logistikflotten. Oder Echtzeit-Überwachungssysteme für Container (z.B. das vom IoT-Startup Globe Tracker) helfen, diese einfacher zu verfolgen oder zu finden.

Ein Beispiel dafür sind die Service-Angebote von Roambee, einem Unternehmen, das ein System zum Monitoring von Lieferketten anbietet, bestehend aus Sensoren, über IoT verbunden mit einer Plattform bzw. mit einem Control Tower zur Überwachung und Verfolgung von Lokation, Sicherheit und Zustand der Materialien in der Lieferkette. Und das flexibel auf Abruf, d.h. als Logistics-as-a-Service. Ohne Investments für den Anwender.

Durch diese immer feinere und echtzeit-basierte Verfolgung einzelner Sendungen wird sich das aktuell eher reaktive Tracking & Tracing zunehmend in ein proaktives Management der erwarteten Ankunftszeit verwandeln (ETA = expected time of arrival). Damit wird die rückwärtsgerichtete Frage, „wo ist jetzt gerade mein Material unterwegs“, immer mehr der Frage weichen „wann wird mein Material ankommen“ und „was muss ich ggfs. tun, um die Kundenerwartungen trotz Abweichungen vom geplanten Zulauf dennoch wie geplant erfüllen zu können“?


7.         SUPER-MODELS
           
Eine virtuelle Darstellung von allem

Digitale Zwillinge sind eine einzigartige virtuelle Darstellung eines potenziellen oder physischen Objekts oder Prozesses. In der Logistik gibt es mittlerweile Digitale Zwillinge für Läger/Distributionszentren. Dabei handelt es sich um 3D-Modelle eines konkreten Lagers, um damit die Auslastung und Lagerplätze optimieren zu können, für den täglichen Betrieb die Volumen-/Materialströme simulieren und Engpässe vermeiden zu können oder die Schicht- und Arbeitszeiten so anzupassen, dass die bestmöglichen Leistungen und Kundenservices erreicht werden. dm hat 2020 den deutschen Logistikpreis für sein neues Distributionszentrum in der Wustermark erhalten. Auf Basis von digitalen Zwillingen für alle belieferten Filialen werden im Distributionszentrum die Waren für die jeweilige Filiale so gepackt, dass filialspezifisch der Regal-Einräumprozess möglichst aufwandsarm erfolgen kann. D.h. das Distributionszentrum berücksichtigt bei der Colli-Bildung welche Materialien in einer spezifischen Filiale nebeneinander im Regal liegen.

Logistik-Zwillinge gibt es aber auch für gesamte Lieferketten. Dann wird diese Lieferkette vom Lieferanten über die einzelnen Lieferstufen bzw. über die Logistikdienstleister hinweg in einem digitalen Zwilling abgebildet. Diese digitalen Zwillinge dienen dann dazu, die planenden und steuernden Prozesse der Logistik zu optimieren. Mit diesen Zwillingen werden z.B. im Control Tower die Lieferketten gesteuert. Es wird erkannt, wie sich Engpässe auf die Lieferkette auswirken, bzw. welche Verbesserungsmaßnahmen notwendig sind, um die Auswirkungen auf den Kunden-Lieferservice möglichst gering zu halten oder die Kosten für Express-Transporte nicht explodieren zu lassen.


8.         PROGRAMMIERTE WISSENSERWEITERUNG
           
Wie von Zauberhand

KI (Künstliche Intelligenz) ist in Kernbereichen der Logistik inzwischen fest etabliert und führt zu einer deutlichen Effizienz-, Qualitäts- und Produktivitätsverbesserung. Zu den Kern-Anwendungsbereichen der KI in der Logistik gehören:

  • Prädiktive Nachfragevorhersagen – im Bereich der Logistikplanung, als Basis für zukünftige Kundenbedarfe, als Input für S&OP-Prozesse. Die sichere Erkennung und Vorhersage von Kundenbedarfen lange bevor sie sich tatsächlich realisieren ist die Basis für robuste Lieferketten mit einem hohen Kundenservicegrad. Das neuseeländische Start-up Insite bietet z.B. KI-basierte Softwarelösungen für Preisvorhersagen, Nachfrageprognosen und die Optimierung von Abläufen und Prozessen an, die vor allem in der Konsumgüterindustrie und im Einzelhandel eingesetzt werden.
  • Routenoptimierung – sowohl im Bereich der Letzten Meile der Zustellung als auch für AMRs im Lager oder auf dem Fabrikgelände. Das australische Startup Adiona entwickelt KI-basierte Optimierungssoftware-as-a-Service (OSaaS), mit der Unternehmen ihre Logistikprozesse verbessern und Kosten senken können, indem Lieferrouten statisch und dynamisch optimiert werden.
  • Prozessautomatisierung basierend auf der intelligenten Erkennung von handschriftlich ausgefüllten Formularen (KI-basierte OCR-Erkennung). Damit können in internationalen Lieferketten viele manuelle Papier-/Formular-Prozesse deutlich vereinfacht, standardisiert und beschleunigt werden.
  • Visuelle Bilderkennung – KI-unterstützte smarte Kameras erkennen Behälter, Label, Personen, Maschinen, Stapler und zeigen diese immer fehlerfreier und mit einer immer größeren Zuverlässigkeit an. Damit wird es den AMRs möglich, selbständig ihre Routen zu finden, auch wenn sich diese oder die Hindernisse in den Routen dynamisch verändern. Andere Anwendungen unterstützen beim raschen und sicheren Zählen von Materialien in Behältern, beim Erkennen von Label im Zuge drohnengestützter Inventur, bei der Erfassung von Behältern im Leergutlager oder bei bildschirmgeführten und kontrollierten Packvorgängen.

 

9.         FAHRER VERLOREN
                Wer steuert da im Hintergrund?

Die Experten unterscheiden in die Kategorien des assistierten Fahrens, des automatisierten und des autonomen Fahrens. Der aktuelle Entwicklungsstand in Deutschland liegt gerade beim Erreichen des Levels 3 -  des automatisierten Fahrens. Damit werden erste Fahrzeuge (z.B. Audi A8, Daimler S-Klasse) für das hochautomatisierte, selbständige Fahren auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten unter 60 km/h und in Stausituationen vollständig an den Fahr-Computer übergeben, der Fahrer hat dann keine Kontrollpflicht mehr. Im Bereich der Logistik gibt es drei Hauptanwendungsbereiche des autonomen Fahrens:

  • Fahrerlose LKW – TuSimple, ein amerikanisches Start-up, hat sich auf die technologische Ausstattung von LKW zum autonomen Fahren spezialisiert. Das Unternehmen ist zur Zeit führend mit seinen Level 4 Fähigkeiten für die USA, bei dem das Fahrzeug bestimmte Autobahnabschnitte völlig selbständig bewältigt und der Fahrer die Fahrzeugführung vollständig abgegeben kann.
    In Europa bietet die schwedische Firma Einride einen fahrerlosen LKW an. Sein futuristisches Fahrzeugdesign ohne Fahrerkabine zieht die Blicke auf sich bei den ersten Fahrten auf öffentlichen Straßen zwischen zwei Logistik-Hubs vom Anwendungspartner DB Schenker.
  • Autonome Fahrzeuge für die Intralogistik – hier hat sich in den letzten Jahren die Entwicklung von AGVs (Automated Guided Vehicles – berührungslos geführte Fahrzeuge), die unabhängig von der Führungstechnologie auf mehr oder weniger fest definierten Routen unterwegs waren zu den AMRs (Autonomous Mobile Robots) vollzogen, die wirklich autonom unterwegs sind, frei die Route wählen und auch Hindernissen problemlos ausweichen können.
  • Zustell-Rovers für die letzte Meile – diese autonomen Roboter fahren auf öffentlichen Straßen und vor allem auch auf Gehwegen und übernehmen die Hauszustellung von e-commerce-Bestellungen oder vielfach auch die Zustellung von Essens-Bestellungen aus Restaurants.

 

10.      ALLES AUTOMATISIERT
           
Prozessautomatisierung nicht nur physisch im Lager

Mit der neuen Blockchain-Technologie und der RPA (Robotic Process Automation) stehen nun Technologien bereit, die auch eine Automatisierung von bisher manuellen/Back-Office-Prozessen ermöglichen. Die Blockchain-basierten Smart Contracts erlauben die automatische Ausführung von Prozessschritten, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der Vorteil dieser Smart Contracts liegt auch darin, dass diese Bedingungen nicht unbedingt vor Ort gegeben sein müssen, sondern die Prozesse auch aus der Ferne getriggert werden können. Damit ist die Blockchain-Technologie dafür geeignet, den Informations-/bisherigen Papierstrom in Lieferketten zu automatisieren. Zahlungen können ausgelöst werden bzw. ein Eigentums- oder Verantwortlichkeitsübergang kann bestätigt werden, wenn bestimmte physische Zustände eingetreten sind (wie z.B. Ware im Hafen XY angekommen) oder wenn bestimmte Papiere wie Frachtbriefe an bestimmten Orten erfasst wurden. Auf diese Weise kann auch die Zollabwicklung vereinfacht und (teil-) automatisiert werden. Das Start-up Steamchain erlaubt z.B. blockchain-basierte Zahlungen, IBM und Maersk haben gerade ein Bockchain-Projekt initiiert für eine weltweit durchgängige Sendungsverfolgung.

RPA (Robotic Process Automation) ermöglicht die kostengünstige Automatisierung von sich wiederholenden einfachen Aufgaben (z.B. Daten-Transfer zwischen verschiedenen EDV-Systemen), eliminiert dabei menschliche Fehler und reduziert die Gemeinkosten. RPA-Software führt zum Beispiel Vorgänge wie die Rechnungsverarbeitung, die automatische Speicherung von Informationen in Prüfprotokollen oder die automatische Eingabe einer Bestellung durch.


11.      NACHHALTIG GRÜN
               Unserem Planeten zuliebe

Die in der Vergangenheit eher kleinteiligen Verbesserungen in Richtung einer grünen Logistik, haben sich in den letzten Jahren in eine ernstzunehmende Anwendung von umweltfreundlichen Technologien und Praktiken gewandelt. Viele Unternehmen arbeiten nunmehr an der bekannten 4V-Strategie, um die Logistik nachhaltiger zu machen: Vermeiden, Verlagern, Vermindern, Vergüten. So hat z.B. Gartner bei den Supply Chain Top 25 als ein Learning von den Besten festgestellt, dass diese nachhaltig an der Reduktion des CO2-Fußabdrucks arbeiten, vielfach auch in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten Lieferanten oder Kunden. Die wichtigsten Nachhaltigkeits-Trends in der Logistik sind:

  • Verringerung des Transportaufkommens durch bessere Planung, bessere Bedarfsprognosen, Bündelung von Transporten gemeinsam mit Lieferanten und Kunden, um die teilweise 40% Leerfahrten von LKW zu reduzieren. Nach all den Aktivitäten in Richtung same day/2-h deliveries bietet Amazon nun in den USA den Kunden auch die Möglichkeit an, eine Zustellung nur innerhalb der nächsten 6 Tage auszuwählen, um Transporte bündeln und somit Fahrten reduzieren und die Zustellung somit nachhaltiger machen zu können.
  • 0-Emission-Fahrzeugflotten – Umstellung der Fahrzeugflotten auf voll-elektrische Fahrzeuge bei den Logistik-Dienstleistern. So hat z.B. DHL schon in den letzten Jahren insgesamt 20.000 vollelektrische Streetscooter in Betrieb gestellt und plant in den nächsten Jahren noch weitere 100.000 in die Flotte zu nehmen. Oder Amazon, das 100.000 vollelektrische Zustellfahrzeuge bei Rivian bestellt hat.
  • Geschlossene Logistikkreisläufe für Behälter bzw. wiederverwendbare Verpackungen –  ermöglicht durch neue Start-ups, die industriellen Kunden aber auch Endverbrauchern einen geschlossenen Verpackungskreislauf anbieten. Dazu zählen Unternehmen wie Loop, RePack, Returnability oder The Wally Shop. Oder Ikea, das gerade neue, umweltschonende und rezyklierbare Verpackungen aus nachwachsenden Pilzen (z.B. von Ecovative) testet.
  • Logistikgebäude ohne CO2-Emission. Neben der Nutzung der Dächer von Logistiklägern zur Strom- oder Wärmeproduktion mittels Solardächern, geht es nun mehr und mehr darum, durch intelligente IoT-basierte Sensoren die Energiesteuerung (Licht, Wärme, Kälte) weiter zu optimieren und zu verbessern.

 

12.      SEHEN UND GESEHEN WERDEN
           
Zuverlässige Bilderkennung von allem

Die Firma identpro bietet zur Zeit eine sensorbasierte Lösung für die scannerfreie Behälter-/GLT-Verfolgung mittels Stapler an. Dabei werden die Stapler mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, zur kontinuierlichen Bestimmung der aktuellen x-/y-Koordinate des Staplers im Raum und einem Höhensensor auf der Gabel zur Bestimmung der z-Koordinate. Bei jeder Änderung der Gabel-Beladung werden die x-/y-/z-Koordinaten in eine Datenbank weggeschrieben (digitaler Zwilling). Damit kann mit einer einzigen, einmaligen Erfassung eines GLTs oder einer Palette (ein einziger Scan z.B. am Wareneingang) in Echtzeit jede aktuelle Lokalisierung einer jeden Palette/GLTs über den digitalen Zwilling ermittelt werden. Das ist eine funktionierende Lösung zur scannerfreien aber dennoch zuverlässigen Materialverfolgung von GLTs/Paletten mittels Stapler.

An einem der wahrscheinlich wirkungsvollsten technologischen Trends wird zur Zeit noch gearbeitet: die automatisierte, KI-kamera-basierte Behälterverfolgung ohne Label-Scannung. Beim Computer-Vision-Ansatz werden KI-basierte Kamerasysteme verwendet, die kontinuierlich sowohl von fixen Plätzen aus (z.B. montiert an der Decke einer Produktions- oder Lagerhalle) bzw. von mobilen Plätzen (auf AMR/Routenzügen/Staplern) jede Bewegung im Sichtfeld der jeweiligen Kamera verfolgen und intelligent identifizieren. Die Software stellt dann sicher, dass die Bewegung eines jeden Behälters lückenlos mitverfolgt wird (angeboten z.B. von logivations). Dabei wird auf KI-Unterstützung zugegriffen. Auch wenn diesbezügliche Lösungen sich noch vielfach in Pilot- und Testanwendungen befinden, zeichnet sich hier eine der spannendsten Entwicklungen für die nächsten Jahre ab, die die Intralogistik wirklich revolutionieren kann.

Die KI-basierte Label-Erkennung ist heute schon Standard bei den am Markt befindlichen Inventurdrohen und funktioniert dort schon fehlerfrei. Die Anwendung von KI-basierten Kamerasystemen am Wareneingang, um eine vollautomatisierte Logistikprüfung (richtige Ware, richtige Menge, übereinstimmend mit der Bestellung, richtiges Label, richtige Verpackung, und transportschadenfrei angeliefert) ist nur eine natürliche Weiterentwicklung dieser Kamera-Wundersysteme. Damit wird sich dann auch der Wareneingang der One-Touch-Logistik nähern, noch produktiver werden, und eine der Voraussetzungen für eine zukünftig dann automatisierte Entladung der LKW schaffen.


Nicht alle der 12 Handlungsfelder sind für alle Unternehmen gleich relevant. Es gilt, Schwerpunkte zu setzen in Abhängigkeit von den Branchenanforderungen und der bereits realisierten Logistik 4.0-Roadmap. Was aber sicher ist: unter den 12 die Logistik grundsätzlich verändernden Handlungsfelder sind wahrscheinlich mindestens 8 mit echter Handlungsrelevanz für jedes einzelne Unternehmen. Identifizieren Sie Ihre Top-Veränderungsbereiche und starten Sie möglichst rasch mit der Umsetzung. Die Themen sind spannend, denn noch nie hat es so viele technologische Neuerungs-Chancen in der Logistik gegeben wie heute.

           

 

Abkürzungen:

  • KLT / GLT                     Kleinladungsträger / Großladungsträger
  • AMR                              Autonomous Mobile Robot
  • NFC                               Near Field Communication
  • WoW                            Warehouse on Wheels
  • IoT                                 Internet of Things
  • SaaS                              Software as a Service
  • LaaS                              Logistics as a Service
  • KI                                   Künstliche Intelligenz
  • LTL                                Less than full truck-load
  • API                                Application Programming Interface
  • RFID                              Radio Frequency Identification Technology
  • UWB                             Ultra-Wide-Band
  • BLE                                Blue Tooth Low Energy
  • WLAN                           Wireless Local Area Network
  • S&OP                            Sales & Operations Planning
  • OCR                               Optical Character Reading
  • FTF                                Fahrerloses Transportfahrzeug
  • RPA                               Robotic Process Automation
  • ETA                                Expected Time of Arrival

Blue Color Cyborgs

Blue Color Cyborgs
Die wichtigsten Mensch-Maschine-Schnittstellen in der Industrie
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

In der Smart Factory und dem Smart Warehouse muss ein Großteil der Informationen aus dem Tagesgeschäft in Echtzeit verfügbar sein. Mensch-Maschine-Schnittstellen (engl: man machine interfaces, kurz MMIs) machen dies möglich. Die Wearables bzw. interaktiven Assistenzsysteme helfen zum Beispiel bei der Ausführung von Kommissionieraufgaben, Montage- und Fertigungstätigkeiten, Service- und Wartungsaufgaben oder der Mitarbeiterqualifizierung. Wir stellen besonders nützliche MMIs vor, dank deren Hilfe die Arbeit in der Fertigung und Logistik heute schneller, flexibler und fehlerfreier abläuft. 

Headsets:  Kopfhörer mit Mikrophon sind das heute wohl bekannteste und in der Logistik am weitesten verbreitete interaktive Assistenzsystem. Ihre Hauptanwendung ist Pick-by-Voice, bei dem der Kommissionierer mittels akustischer Ansagen zum nächsten zu ergreifenden Artikel geführt wird und mittels Sprachbefehl die Ausführung bestätigt.

Smart Glasses:  Die Datenbrille projiziert in das natürliche Sichtfeld zusätzliche Informationen über ein transparentes Display oder über eine Laserprojektion in das Auge (Augmented Reality = erweiterte Wirklichkeit). Diese Zusatzinformation zeigt z.B. dem Kommissionierer den Weg zum nächsten Artikel, wie viele Stück er davon ergreifen soll und bestätigt die Durchführung der Aufgabe durch Scannen des Artikel-Barcodes. Genauso kann eine Datenbrille einem Instandhalter helfen, die Maschine / Anlage in der richtigen Reihenfolge zu (de)-montieren. Mit Smart Glasses kann auch ein erfahrener Experte aus einem Fachbereich wie F&E einen Instandhalter bei dessen Aufgaben anleiten – zum Beispiel vor Ort in einem lokalen Produktionswerk oder aus der Ferne bei Spezialaufgaben. So findet der Wartungsarbeiter Fehler schneller, behebt sie in kürzerer Zeit und trainiert sein Know-how. Zudem lassen sich die durchgeführten Arbeitsschritte direkt zu einer Dokumentation zusammenfassen, was zu einer stetigen Verbesserung des Qualitäts- und Know-How-Managements beiträgt.

Einige Firmen arbeiten daran, die Funktionalitäten eines Smart Glasses auf Kontaktlinsen zu übertragen, sog. Smart Contact Lenses. Nach aktuellen Prognosen sollen diese im Zeitraum 2018/2019 am Markt zugelassen und erhältlich sein.

Datenuhren und Unterarmcomputer:  Datenuhren sind Mini-Computer für das Handgelenk, die meist mit einem mobilen Gerät gekoppelt sind. Die Datenuhr sammelt Informationen vom Träger (z.B. die Anzahl der gemachten Schritte, die zurückgelegte Wegstrecke) und zeigt ihm z.B. Arbeitsaufträge an. Die Vorteile: dieses MMI ist sehr kompakt und kein Zusatzgerät. Nachteile sind die beschränkte Bedienbarkeit und das kleine Display. 

Unterarmcomputer sind am Unterarm befestigte, voll funktionsfähige Computer. Die Eingabe erfolgt an einem Touch-Display. Somit hat der Anwender beide Hände frei, allerdings befinden sich die Informationen nicht automatisch in seinem Blickfeld. Der Monitor kann nur bei einer bestimmten Handhaltung wirklich gut gelesen und bedient werden.

Eine technologische Weiterentwicklung dieser MMIs könnte ein dünnes Projektorarmband sein, das die Bildsignale eines Handhelds direkt auf den Unterarm des Anwenders projiziert. Die Bedienung des Monitors erfolgt dann direkt auf der Haut. Vorteil ist, dass das kleine und leichte Armband nicht stört, der Nachteil ist das verzogene / schwache Bild.

RFID- und Datenhandschuhe:  Ein RFID-Handschuh verfügt über ein RFID-Lesegerät zum Auslesen von Daten aus RFID-Transpondern. Damit sind die Hände des Anwenders frei und ein Umbuchen der kommissionierten Ware erfolgt mehr oder weniger selbsttätig. Ob aus dem Regal auf den Kommissionierwagen, vom Kommissionierwagen auf das Versandpaket oder die Versandpalette, ein Scan-Schritt ist nicht länger notwendig.

Vom RFID-Handschuh zu unterscheiden ist der Datenhandschuh. Dieser ist ein 3D-Eingabegerät, das im Zusammenhang mit Virtual Reality (VR) die flexible und einfache Datenerfassung einer bestimmten Arm- oder Fingerposition oder die Bestimmung der Position und Lage des Handschuhs relativ zur Umgebung ermöglicht. Damit werden VR-Anwendungen möglich oder Roboter gesteuert.

RFID-Armbänder und Sensor-Armbänder:  Ein RFID-Transponder wird in ein Armband integriert, womit der Anwender eindeutig identifiziert ist. Somit lassen sich Maschinen auf die Körpergröße des Anwenders automatisch einstellen oder die angezeigten nächsten Arbeitsschritte auf das Qualifikationsniveau des Mitarbeiters anpassen. Damit kann auch die Erlaubnis verbunden sein, eine bestimmte Anlage in Betrieb zu nehmen oder eine bestimmte Reparatur ausführen zu dürfen. Die Ausführung kritischer Arbeitsschritte ist dokumentierbar; ebenso, wer ein bestimmtes Produkt montiert, geprüft oder freigegeben hat.

Sensor-Armbänder können Laufwege und -zeiten von Kommissionierern nachverfolgen oder Daten über den körperlichen Zustand bei bestimmten anstrengenden Arbeiten übermitteln.

NFC- und Smart Motion Ringe:  In einem Ring befindet sich ein Transponder, der über NFC (Near-Field-Communication) mit der Umgebung über kurze Übertragungsdistanzen kommuniziert. Damit werden Anlagen oder Smartphones entsperrt, Türen oder Zugangskontrollen geöffnet oder Kommissionierfehler verhindert. 

In Smart Motion Ringen sind Sensoren eingearbeitet, die ein sehr präzises Arbeiten für die Steuerung von Geräten mit Gesten ermöglichen. Allerdings wird auch die Gestensteuerung über Kameras/Laserscanner immer präziser und somit die Gestensteuerung immer unabhängiger von Zusatzsensoren wie Smart Motion Ringen. 

Motion Capturing Clothes:  In die Gewebefasern eingearbeitete Sensoren messen Bewegungen des Trägers und generieren Daten zum Träger. Ziele dieser MMI Gruppe sind u.a. eine bessere Gesundheit der Arbeitnehmer, was wiederum zu einer längeren Erhaltung der Arbeitskraft und einem Rückgang von haltungs- oder unfallbedingten Arbeitsausfällen führen soll.

Magic Shoes: In Schuhe eingearbeitete Microchips messen und übertragen Daten. Damit kann der Anwender z.B. Maschinen durch Gesten mit den Füßen steuern, aber auch umgekehrt (Warn-)Signale durch Vibration des Chips empfangen. 

Exo-Skeletons: Neben Anwendungen im Kranken- und Rehabilitationsbereich gibt es immer mehr Unternehmen, die Exo-Skeletons zur Unterstützung von Arbeitskräften bei schweren Hebe- oder Handhabungsarbeiten anbieten. Die Firma Panasonic hat z.B. einen assist-suit entwickelt, der Logistikmitarbeiter bei den vielen täglichen Hebeprozessen von Paketen unterstützt und so speziell den unteren Rückenbereich entlastet.

Mehr Effizienz im Warehouse 4.0

Mehr Effizienz im Warehouse 4.0
Ein Rundgang durch das Lagerhaus der Zukunft 
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Läger und Distributionszentren werden leistungsfähiger, automatisierter, schneller, zuverlässiger und smarter. Die Entwicklungsstufen zum Warehouse 4.0 sind heute bereits klar erkennbar: Zunächst wird uns eine dynamische Lokalisierung in Echtzeit zu jeder Box, jedem Pakets und jedem Produkt im Lager führen. Dort, wo wir uns auch zukünftig noch selbst zur Ware bewegen, unterstützen uns Wearables, die Mensch-Maschine-Schnittstelle (engl. Man Machine Interface, kurz MMI) wird so noch effektiver. Zugleich kann vielerorts die Wegezeit als größter Zeitanteil beim Einlagern bzw. Kommissionieren aus dem System genommen werden. Nur Aufgaben, die Automaten und Roboter nicht so effizient ausführen wie wir, werden wir auch in Zukunft selbst erledigen. Für alle anderen Tätigkeiten kommen (zellularen/schwarmbasierten) Shuttles, selbständig agierende Cobots/Robots sowie AGVs (Automated Guided Vehicles) zum Einsatz. Diese Technologien prägen das Lagerhaus der Zukunft: 

Dynamische Lokalisierung überall
Zukünftige Läger zeichnen sich durch eine deutlich verbesserte Informationslage aus, wo sich welche Materialen/Artikel gerade befinden – ob gerade im Zulauf oder schon auf dem Weg zum Kunden. Diese Information werden wir dynamisch, d.h. in Echtzeit erhalten. Der Einsatz von RFID und von Beacons erlaubt uns dann, zusammen mit entsprechenden Lesegeräten, den Einsatz von Smart Boxes, Smart Bins und Smart Racks, so dass sich jedes Material jederzeit lokalisieren lässt. Werden die Produkte selber immer smarter, benötigen wir nicht einmal mehr die Unterstützung durch die „Logistik-RFIDs“, denn die Lesegeräte im Lager kommunizieren dann direkt mit den smarten Produkten. Durch eine Weiterentwicklung der bekannten Lokalisierungstechnologien (wie z.B. DGPS oder UWB) können zukünftig Methoden wie Geofencing innerhalb des Lagers angewendet werden, die heute vorwiegend außerhalb zum Einsatz kommen.

Wearables zur Steigerung von Effizienz und Ergonomie
Wearables ermöglichen eine deutliche Steigerung der Effizienz und Ergonomie, indem sie bei der Ausführung von Kommissionieraufgaben, Montage- und Fertigungstätigkeiten, Service- und Wartungsaufgaben oder der Mitarbeiterqualifizierung helfen. Damit können die Arbeiten im Lager schneller, flexibler und fehlerfreier ablaufen. Da viele Wearables die Lagermitarbeiter effizient im Lager zur Ware steuern, werden sie vor allem diejenigen Lagerprozesse optimieren, bei denen der Mitarbeiter sich noch zur Ware bewegt.

Wearables umfassen Headsets, Smart Glasses, Smart Contact Lenses, Datenuhren und Unterarmcomputer, RFID- und Datenhandschuhe, RFID-Armbänder und Sensor-Armbänder, NFC- und Smart Motion Ringe, Motion Capturing Clothes, Magic Shoes und Exo-Skeletons. Zu der Gruppe der neueren Entwicklungen auf dem Gebiet der Wearables zählen die Motion Capturing Clothes und die Exo-Skeletons. Bei den Motion Capturing Clothes messen in die Gewebefasern eingearbeitete Sensoren Bewegungen des Trägers. Dabei stehen die Verbesserung der Gesundheit der Arbeitnehmer und ein Rückgang von haltungs- oder unfallbedingten Arbeitsausfälle im Vordergrund. Exo-Skeletons unterstützen hingegen Lagermitarbeiter bei schweren Hebe- oder Handhabungsarbeiten, indem die smarten elektro-mechanischen Assist-Suits z.B. den unteren Rückenbereich entlasteten.

Automatisierung durch zellulare/schwarmbasierte Shuttles, Cobots und Picking Robots
Die Lager-Automatisierung in Richtung effizienter Ware-zum-Mann-Systeme ist in den letzten Jahren durch die Entwicklung der Shuttles deutlich vorangeschritten. Dabei übernehmen kleine, flexible und unabhängige Shuttles den Transport in der horizontalen Lager-Ebene innerhalb eines HRL oder AKLs, während die Vertikalbewegung durch automatische Heber erfolgt. Der Vorteil der Shuttle-Systeme: sie sind skalierbar, sie erlauben im Vollausbau (mit einem shuttle pro Ebene und Gang) höhere Ein-/Auslagerleistungen als ein RBG (Regal-Bedien-Gerät) und sie sind relativ unempfindlich, wenn einmal ein Shuttle ausfällt. Da die bewegten Massen deutlich unter denen von RBGs liegen, ist die Energiebilanz eines Shuttle-Systems deutlich besser als diejenige eines RBGs, was ein wichtiges Argument in Richtung einer grünen Logistik ist. 

Automatically Moved Racks 
Eine sehr effiziente Nest-Kommissionierung ermöglicht Amazon mit den vollautomatischen Robotern, die ein ganzes Fachbodenregal eigenständig und selbstgesteuert zum Kommissionierplatz bringen. Die Roboter fahren unter das Regal, heben es an und bringen es vom Lagerplatz zum Kommissionierplatz und wieder zurück. Die Vorteile für Amazon: grundsätzliche Beibehaltung der etablierten, effizienten Lagerprozesse bei gleichzeitigem Entfall der Wegezeit – damit erreicht das Unternehmen eine 50% - 70%-ige Effizienzsteigerung. Weitere Vorteile sind die Erhöhung der Lagerdichte (pro Flächeneinheit gelagerte Artikel), die Skalierbarkeit des Systems, die Unempfindlichkeit bei Ausfällen eines Roboters und der niedrige Energieverbrauch. Neben dem von Amazon erworbenen Roboterhersteller Kiva bietet auch Swisslog mit seinem Carry Picker dieses hocheffiziente System für E-Commerce-Anbieter oder Versandhändler an. 

Autostore
Ein radikal neues Lagersystem wurde in Norwegen für KLTs entwickelt: durch Stapelung der KLTs direkt übereinander und Bedienung des Lager durch automatisierte Roboter, die in der obersten Lagerebene fahren, ist ein Lagersystem entstanden, das von der Lagerdichte heute nicht mehr zu übertreffen ist: das durch die Regale entstehende ungenützte Lagervolumens, der für Ein-/Auslage-rungen notwendige Raum und vor allem alle Verkehrsflächen werden eliminiert. Das System zeichnet sich durch eine sehr hohe Ein-/Auslagerleistung aus, ist skalierbar, unempfindlich bei Ausfall eines Roboters und außergewöhnlich energieeffizient. Dafür sorgen die geringen bewegten Massen und die moderne Rekuperation bei allen Bewegungen. Der einzige Nachteil dieses Systems liegt in der Notwendigkeit, weiter unten lagernde Behälter vor der eigentlichen Kommissionierung „ausgraben“ zu müssen. Umgekehrt rutschen Langsamdreher automatisch in die Tiefen des Lagers ab, während die häufig benötigten Schnelldreher ganz von alleine in den oberen Ebenen verbleiben.

Zellulare/schwarmbasierte Shuttles
Die Transporte innerhalb des Lagers, vom Lager zum Versandbereich oder vom Lager in die Produktion bzw. wieder retour übernehmen immer mehr AGVs/FTS (Fahrerlose Transportsysteme). Die Fahrzeuge wurden in den letzten Jahren kleiner, zuverlässiger, selbständiger in ihrer Steuerung, zudem kostengünstiger und sicherer. Vorteilhaft ist auch die immer größere Unabhängigkeit von fest verlegten Routenführungs-Mitteln wie Kabel, Leitungen oder Markierungen. Die Fahrzeuge steuern sich selbst immer zuverlässiger mittels Laser-Scannung der Umgebung zur Orientierung an fest installierten Orientierungsmarken im Gebäude oder mittles kamerabasierter Umgebungs-/Konturerkennung.

Diese AGVs mit freier Routenführung unterscheiden sich nur gering von Self-Guided-Vehicles für die Logistikzustellung auf der letzten Meile (z.B. 6-wheeler von Starship oder vom PostBot der DHL). Diese Fahrzeuge sind selbststeuernd, können über Kameras zusätzlich remote unterstützt werden oder reagieren immer mehr auf Gestensteuerung durch den Bediener. 

Während heute noch ein Handlings- oder Übergabeprozesse zwischen den Lager-Shuttles und den AGVs zum Weitertransport notwendig ist, fahren die Shuttles zukünftig auch in den Regal-Vorbereich und bringen das gewünschte Material direkt an den Kommissionierplatz oder in die Produktion. Damit entfällt wieder ein „Touch“ mehr aus der Intralogistik-Kette und wir kommen einem „No-/Few-Touch“-Lager wieder einen Schritt näher. Erste Versuche zu einem schwarmbasierten Shuttle-System, das aus dem Regal heraus direkt an Kommissionierplätze oder die Produktion fährt, gab es bereits vor einigen Jahren vom Fraunhofer-Institut und der Firma Dematic.

Drohnen im Lager
Ähnlich wie Drohnen im Außeneinsatz bei der Zustellung von Paketen auf der letzten Meile ihren Weg vom ersten, überschwänglichen Hype zu den sinnvollen und möglichen Einsatzgebieten (z.B. in ländlichen, weniger dicht bewohnten Gebieten, oder auf Inseln oder im Gebirge) gefunden haben, wird es auch eine Entwicklung innerhalb unserer Läger geben. Heute werden Drohnen dort schon für die Inventur eingesetzt. Oder durch Abfliegen mittels eines RFID-Lesegerätes die einzelnen RFID-Transponder aktiviert und somit eine klare Information über die Lokation einzelner Artikel geschaffen. Die dynamische Lokalisierung wird diese Einsätze jedoch in Zukunft überflüssig machen. 

Vorstellbar ist der zukünftige Einsatz von Drohnen innerhalb eines Lagers/Produktionsgebäudes für einen schnellen und direkten Express-Transport in nicht ständig vorkommenden Ausnahmefällen. Da könnte eine Drohne dann das dringend benötigte letzte Glied einer Logistikkette liefern, um etwa eine umfangreiche Kundenlieferung zu vervollständigen oder eine Produktion final zu starte. Vorstellbar ist auch der Einsatz von Drohnen in einem räumlich klar beschränkten und umrissenen Lagerbereich, um z.B. Sortieraufgaben (von einem Band in KLTs oder auf Paletten) durchzuführen.

Cobots und Pick-Roboter
Industrieroboter finden gerade den Weg heraus aus ihren Käfigen, um als sensitive Roboter, die sicher und zuverlässig auf Menschen in Ihrer Umgebung achten, neue Aufgaben zu übernehmen. Mit diesen Cobots (Collaborative Robots) können Menschen gemeinsam Aufgaben ausführen. Die Roboter übernehmen dabei den „schweren“ Teil der Aufgaben, die Menschen, den „informativen“ Teil, der Übersichts- oder Erfahrungswissen bzw. rasches Erkennen unterschiedlicher Situationen/Anforderungen erfordert. Cobots helfen dann zum Beispiel beim Sortieren oder Handling großer, voluminöser oder schwerer Artikel in der Logistik.

In den letzten Jahren wurden auch große Fortschritte erzielt, um Artikel, die in einer Box oder einem Lagerfach liegen, mittels künstlicher Intelligenz erkennen und beschädigungsfrei handeln zu können. Diese Pick-Roboter können heute schon unterschiedliche Materialien und Gegenstände erkennen und ergreifen. Einen ersten Versuch/Einsatz von Pickrobotern siehe haben Amazon oder Magazino vorgestellt. Wenn die Leistungsrate (Pick-Geschwindigkeit) dieser Pick-Roboter ein wettbewerbsfähiges Niveau erreicht, werden diese auch flächenweit in Lägern und Produktionsstätten eingesetzt werden.

Hubs2Move
Durch die immer kürzeren Logistikzyklen und immer kurzfristiger auftretende Bedarfsverschiebungen müssen größere Konzerne und Logistikdienstleister ihre Lager-Hardware in Zukunft standardisierter, skalierbarer und immer flexibler anpassbar gestalten. Nur so lassen sich die Läger agil dem sich verändernden Kundenbedarf anpassen. Der letzte Schritt könnte dann sein, dass die Läger auch portabler (von Standort A nach Standort B) und virtueller werden. In diesem Fall könnte der heutige physische Transport von Produkten durch einen „Transport von Information“ über das Internet ersetzt werden. Die finalen Produkte erstellt der Kunde dann selber mittels Additive Manufacturing/3D-Druck am Ort des Bedarfs/Konsums. Nur die hierzu notwendigen Rohmaterialien müssen natürlich auch in ferner Zukunft noch physisch transportiert werden. 


Abkürzungen:
AGV  Automated guided vehicles = FTS - Fahrerlose Transportsysteme
AKL  Automatisches Kleinteilelager
DGPS  Differential Global Positioning System
HRL  Hochregallager
KLT  Kleinladungsträger
MMI  Man-Machine-interface
NFC  Nearfield-Communication
RBG  Regal-Bedien-Gerät
UWB  Ultraweit-Breitband

One-touch - alles andere wäre Ver-schwen-
dung

One-touch - alles andere wäre Verschwendung
Wie digitale Technologien verschwendungsarme Prozesse im Lager ermöglichen
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Unter dem Schlagwort Warehouse 4.0 treten gerade eine Reihe von Technologien, wie Cobots, Smart Transport Robots oder schwarmbasierte Shuttles ihren Siegeszug in den Lägern an. Durch sie, so die Hoffnung vieler Logistik-Verantwortlicher, lassen sich die Abläufe im Warenlager noch automatisierter, schneller, zuverlässiger und smarter gestalten als jemals zuvor. Oft werden dabei jedoch die dahinterliegenden Prozesse vernachlässigt. Denn der Einsatz digitaler Tools per se liefert meist noch keinen echten Mehrwert. Erst wenn diese Technologien so eingesetzt werden, dass sie ein schlankes, verschwendungsfreies Lager ermöglichen, lassen sich signifikante Effizienzgewinne und Kostenvorteile realisieren. 
Konsequent umgesetzt, bedeutet dieser Ansatz, dass alle Lageraktivitäten, die über eine One-Touch-Logistik hinausgehen, eine Verschwendung darstellen. Das Ziel ist somit ein unterbrechungsfreier Prozessablauf vom ankommenden LKW bis ins Lager und vom Lager wieder in den LKW. Richtig angewandt, helfen die technologischen Möglichkeiten des digitalen und smarten Lagermanagements dabei, diese One-Touch-Logistik radikal und konsequent umzusetzen.

Eine Bewegung – Keine Unterbrechung
Betrachtet man die heute vorherrschenden Logistikprozesse im Lager, bestehen diese in der Regel aus mehreren voneinander getrennten Prozessschritten. Diese Mehrstufigkeit entsteht dadurch, dass jeder Prozess immer wieder unterbrochen wird. In der One-Touch Logistik wird daher versucht, diese Unterbrechungen durch eine konsequente Umsetzung von Lean-Prinzipien und den Einsatz digitaler Technologien auf ein Minimum zu reduzieren. Statt aus mehreren Einzelschritten, besteht der Prozess somit aus einer fließenden Bewegung – „one touch“. Dadurch kann nicht nur die Geschwindigkeit erhöht, sondern auch die Fehlerrate verringert werden.
Um besser zu verstehen, wie sich die One-Touch-Logistik von konventionellen Logistikprozessen im Lager unterscheidet, lohnt es sich die beiden Ablaufschemata gegenüberzustellen:

Konventionelle Lagerlogistik:
  • Ankunft LKW & Anmeldung 
Konventionelle Logistikprozesse beginnen bereits in der Zulaufsteuerung damit, dass der LKW, der die Ware anliefert, am Lager ankommt und sich an der Pforte anmeldet. Dabei muss er sich mit seiner Transport- oder Liefernummer registrieren und bekommt vom Mitarbeiter vor Ort eine Laderampe und ein Zeitfenster zum Entladen zugewiesen. Bereits hier kann es zu Stand- und Wartezeiten kommen, etwa wenn die Lieferung unbekannt ist oder etwa bei der Unterweisung der LKW-Fahrer Sprachprobleme auftauchen.  
  • Einfahren und Andocken
Nach der Einfahrt ins Lager steuert der LKW die ihm zugewiesene Laderampe an, um dort anzudocken. Auch dabei können Standzeiten entstehen, wenn beispielsweise die Entlademannschaft noch nicht mit der letzten Entladung fertig ist oder der Entladebereich noch mit Material vollgestellt ist.
  • Entladen und Paletten-Bereitstellung
Anschließend werden die Paletten mit einem Stapler vom LKW geholt und im Wareneingang abgestellt. Mögliche Unterbrechungen entstehen dabei, wenn gerade eine Pause ansteht, etwa bei einem Schichtwechsel, oder wenn krankheitsbedingt zu wenige Mitarbeiter anwesend sind
  • Erfassung, Identifizierung & Buchung
Die Paletten werden anschließend identifiziert und auf Vollständigkeit und physische Unversehrtheit geprüft. Die angekommene Ware wird erfasst, meist, indem die Begleitpapiere im System am Bildschirm eingebucht werden, seltener durch Scannen der Paletten und Abgleich mit den elektronisch vorab erhaltenen Daten (ASN = Advanced Shipping Notification). 
  • Weitertransport in den Lagerbereich
Die Paletten werden dann mittels eines Gabelstaplers aufgenommen und in den Lagerbereich gebracht. Auch hier hängt die rasche Weiterbehandlung der Ware von der Verfügbarkeit der zuständigen Lagermitarbeiter zum jeweiligen Zeitpunkt ab. 
  • Einlagerung / Buchung
Im Lagerbereich eingetroffen übernimmt z.B. ein Schmalgangstapler die Einlagerung in das Regal, wohin die Ware dann final verbucht wird. 

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One-Touch-Logistik:
  • Ankunft LKW & Anmeldung 
Da die Ankunft des LKW dem Transport Management System (TMS) vorab angekündigt wurde, wird seine Anfahrt per GPS erfasst und vom System in Echtzeit verfolgt. Geofencing meldet automatisch, wenn der LKW die 50- bzw. 20-km-Grenze erreich und sobald er den im Nahe-Bereich des Distribution Centers angekommen ist. 
  • Einfahren und Andocken
Dort wird er bereits erwartet und elektronisch einer Laderampe zugewiesen an das er ohne Unterbrechung oder Wartezeit andockt. Da die Details der ankommenden Lieferung über eine ASN an das ERP/Warehouse Management System des Lagers übermittelt wurden, ist bereits vorab bekannt, was angeliefert wird und welche Materialien auf welche Paletten oder Packstücke verteilt sind. 
  • Entladen und Paletten-Bereitstellung
Sofort nach dem Andocken und automatischen Öffnen der Ladeklappe fahren autonome Stapler/Hubwagen in den LKW ein, heben eine Palette an und fahren mit dieser aus dem LKW in den Bereich des Lagers. 
  • Erfassung, Identifizierung & Buchung
Durch eine Identifizierungs- und Lokalisierungstechnologie wie z.B. RFID oder BLE/WLAN/UWB wird die Ware beim Verlassen des LKWs elektronisch vom System erkannt, identifiziert und mit den Daten der ASN und der Bestellung verglichen. Richtig gelieferte Ware wird sofort im System als angeliefert verbucht. Falsch gelieferte Ware wird erkannt, zurückgewiesen und entweder vom Warehouse Management System selbständig mit dem Lieferanten-Liefersystem geklärt oder in den LKW zurückgebracht. Die Übermittlung der Daten und ihr Richtigkeits- und Vollständigkeitsabgleich erfolgt in der Cloud. 
Beim Überfahren der Lagergrenze prüft zudem eine Kamera optisch die physische Unversehrt der Ware. Sensoren an der Palette haben über die gesamte Transportstrecke hinweg Daten erfasst und in die Cloud geliefert. Das angeschlossene Warehouse Management System erkennt mögliche Auffälligkeiten während des Transports, wie Stöße als Hinweis auf physische Beschädigungen oder Temperaturüber- bzw. -unterschreitungen. 
  • Weitertransport in den Lagerbereich
Gab es keine Auffälligkeiten transportiert der selbstfahrende Stapler die Ware in das Lager und stellt sie in das zuvor ausgewählte, optimale Lagerfach ab. Da über Sensoren an der Palette jede Ware im Lager zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort bekannt ist, weiß das System von alleine, dass die Ware im Lagerfach angekommen ist. 
  • Einlagerung / Buchung
Buchungen oder Inventuren entfallen. Die Ware ist vom durchfahrenden LKW mit einer einzigen Aufnahme durch einen selbstfahrenden Stapler aufgenommen, geprüft, übernommen und eingelagert worden.

Die Zukunft: Das smarte Lager
Die Vorteile der One-Touch Logistik liegen auf der Hand: Da alle Wartezeiten von beteiligten Ressourcen eliminiert sind, kommt die Ware schneller an und ist schneller im Lager verfügbar. Da alle Informationen, sowohl über den Transport als auch über die Ware selbst, elektronisch vorab übermittelt wurden, kann sehr früh und sehr sicher die Verwendung der Ware disponiert werden. Dringend benötigte Waren werden dabei gar nicht mehr eingelagert, sondern direkt vom Wareneingang in die Produktion weitergeleitet. Oder sie wurde schon während des Transports an ein anderes Lager, wo die Ware noch dringender benötigt wird, umgeleitet. 
Teure und zeitaufwändige Systemwechsel, z.B. von einem Stapler auf einen anderen, werden aus dem System heraus eliminiert – dadurch sinken die Kosten der Vereinnahmung. Ebenso durch die smarte Automatisierung. Fehler wird es fast nicht mehr geben. Insgesamt ist die Ware schneller, zuverlässiger, unbeschädigter und zu niedrigeren Kosten verfügbar. Unnötige Lagerungen werden vermieden; die Lagerbestände können bei gleichbleibendem Service sinken und der gesamte logistische Servicegrad wird steigen.
Erfolgsfaktoren für die One-Touch-Logistik
One-touch Logistik stellt somit die derzeit schlankeste und digitalste Form der Logistik dar. Sie bietet viele Vorteile, erfordert jedoch auch einige Anpassungen im Vergleich zu den bestehenden Prozessen. Die folgenden Erfolgsfaktoren sind dabei entscheidend: 
  • Klare Prozessorientierung
Zunächst erfordert One-Touch-Logistik vom verantwortlichen Logistik-Team das Denken und Handeln in Prozessen. Dabei muss bei jedem einzelnen Schritt in der Prozesskette kritisch überprüft werden, ob dieser wirklich notwendig ist, bzw. welche Auswirkungen er auf die vor- und nachgelagerten Prozessschritte hat. Dabei kommt es nicht nur auf die richtige Konzeption der Prozesse an, sondern auch auf die kontinuierliche Optimierung der konzipierten Schritte.
  • Mut neue Technologien einzusetzen
Daneben erfordert One-Touch Logistik auch den Einsatz neuer Technologien, sowohl auf physischer als auch auf informatorischer Ebene. Im Hinblick auf den physischen Warenfluss stehen dabei insbesondere intelligente fahrerlose Transportsysteme (FTS) im Mittelpunkt, die bei der Entladung von LKW eingesetzt werden und mit Umgebungserkennung und laserbasierter Steuerung ausgestattet sein sollten. Sie werden agenten- oder zukünftig sogar schwarmbasiert gesteuert und verfügen über eine Vierradlenkung und eine weitgehende Energierekuperation. 
Die Optimierung des Informationsflusses wiederum erfordert transportseitig den Einsatz eines neuen Transportmanagement-Systems, ein echtzeitbasiertes LKW-Tracking & Tracing und ein automatisches Yard- und Dockmanagement. Das Lager sollte über eine cloudbasierte ASN verfügen, sowie die Fähigkeit die Sensordaten der ankommenden Ladungsträger zu lesen und in Echtzeit verarbeiten zu können.
  • Wunsch und Wille zur unternehmensübergreifenden Lieferkettenintegration
Schließlich erfordert One-Touch-Logistik die aktive Integration der Lieferanten in das Lieferketten-Management. Die bisherigen Ansätze über Standardisierung der Schnittstellen und den Aufbau klar geregelter Übertragungsformen mittels EDI und webEDI werden dabei nicht reichen. Teilweise sind die Kosten dafür bei kleinen Lieferanten zu hoch, teilweise ist die Anzahl der Lieferanten manchmal sehr groß. 
Auch durch kleine Beschaffungsvolumina sinkt die Möglichkeit, die Lieferanten zur Integration der Lieferkette zu bewegen. Hier erfordert die Einführung einer One-Touch-Logistik das Beschreiten neuer Wege, etwa indem Auftrags- und Lieferbestätigungen, die bislang auf traditionellem Weg per Papier oder E-Mail geschickt worden sind, mit intelligenten Scannern oder Kameras in die eigenen ERP-Systeme effizient eingelesen werden. Oder den Einsatz von Web-Plattformen, auf denen Lieferant und Kunde die Auftragsdaten ablegen und mittels einfach ausdruckbarer Barcodes die Sendungen kennzeichnen kann, sodass diese beim Wareneingang optisch auslesbar sind. Noch besser geeignet sind durchgängige RFID-basierte Lösungen der Warenerkennung und -identifikation, die gemeinsam mit dem Lieferanten aufgebaut werden.

Supply Chain Superpower

Supply Chain Superpower 
Fünf Technologietrends der Logistik von morgen
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Das Internet der Dinge sowie Entwicklungen in Elektronik, Mechatronik und der Informationstechnologie verändern die Welt der Logistik enorm. Das Internet dient nicht länger vorwiegend als Wissens- und Konsumquelle, sondern auch als Kommunikations- und Verbindungsplattform für Smart Devices bzw. Cyber-Physische Systeme (CPS). Damit entstehen neue Möglichkeiten und Perspektiven für die Logistik. Fünf Technologien sollten Unternehmen dabei bereits heute im Auge behalten. 

RFID statt Barcode
Bei der Automation der Logistik zählen RFIDs mittlerweile zwar schon zu den bekannten Neuerungen, aber ihre Verbreitung ist noch nicht sehr weit fortgeschritten. Die Vorteile der RFIDs, deren technologische Weiterentwicklung und deren Kostenrückgang werden aber in den nächsten Jahren zu einer kontinuierlichen Ablösung der Barcode-Identifizierung beitragen und somit die Lieferkette dezentraler, schneller und sicherer bezüglich einer größeren Menge von identifizierten Materialien machen. 

Pick-by … everything
Zu den Logistik-Errungenschaften der Augmented Reality gehören Pick-by-Light und Pick-by-Voice, die inzwischen schon fast zum Standard-Repertoire in modernen Logistikzentren gehören. Wichtige neue Entwicklung in diesem Bereich sind etwa Pick-by-Vision, das dem Mitarbeiter mit Hilfe eines Smart Glasses den nächsten Pick-Ort und die entsprechenden Pick-Informationen anzeigt. Aber auch Pick-by-RFID, bei dem der Mitarbeiter ohne Scannen und damit mit beiden Händen die zu kommissionierenden Waren erfasst und die dazugehörige Warenbuchung automatisch durch das im Handschuh integrierte RFID-Lesegerät erfolgt. Der neueste Logistik-Trend im Bereich der Augmented Reality ist aber Pick-by-Motion, bei der eine Kamera die Gesten des Kommissionierers richtig interpretiert, was wiederrum ein schnelles und effizientes, weil gerätefreies Arbeiten mit beiden Händen ermöglicht.

Bionic Enhancements: federleichte Lasten
Mit den sogenannten Bionic Enhancements / Wearable Devices unterstützen bewegliche und gesteuerte „Außensekelette“ aus Plastik, Metall, Sensoren, Nanotechnologie und elektronischen Steuerungen den physisch arbeitenden Menschen beim Heben und Manipulieren von sehr schweren Gegenständen. Dies erlaubt ein längeres und ermüdungsfreieres Arbeiten. Zu diesen neuen Logistikhelfern lassen sich auch die sogenannten Cobots oder Collaborative Robots zählen. Diese Roboter nehmen den Menschen wahr und sind darauf programmiert, ihn nicht zu berühren und zu verletzen. Damit werden die Roboter aus den für den Menschen abgesperrten Fertigungsbereichen geholt, was eine neue Form der Mensch-Maschine-Kollaboration ermöglicht. 

Autonome Transportroboter
Erste praktische Anwendungstests zeigen die Möglichkeiten aber auch die aktuellen Grenzen der autonomen Logistik auf, konkret bei Self-Guided Vehicles zu Lande und Unmanned-Aerial Vehicles (UAVs = Drohnen) in der Luft. Zwar mag ein flächendeckender Einsatz von Drohnen zur Paketzustellung in dicht besiedelten Gebieten noch sehr nach Zukunftsmusik klingen – Tests von Drohnen zur Versorgung von schwierig zu erreichenden Gebieten wie einsamen Inseln oder abgelegenen Bergregionen liefern jedoch bereits zufriedenstellende Ergebnisse. Ob die gesetzlichen Hürden für einen flächendeckenden Drohneneinsatz einmal fallen werden, lässt sich jedoch derzeit schwer abschätzen. 
Intelligente und sehr schnelle Prozessoren, die auch Sensoren für Geschwindigkeiten, Drehungen, Richtungsveränderungen, Beschleunigung und Bremsung enthalten, ermöglichen aber schon heute ein weitgehend selbstgesteuertes und unfallfreies Fliegen der Drohnen. Innerhalb von Logistiklägern gibt schon konkrete Tests mit Self-Guided Logistics-Vehicles. Dazu gehören selbstgesteuerte Hubstapler, die ihre Wege selbständig durch ein Lager finden und dabei auch mobilen Hindernissen ausweichen und zellulare Shuttle-Systeme, die die gleiche Übung auch im Schwarm beherrschen. 

Materialversorgung für den 3D-Druck
Einen signifikanten Einfluss auf die Logistik von morgen hat das 3D-Printing / Additive Manufacturing. Dies wird heute im Plastikbereich und im Metallbereich vor allem dazu verwendet, Bauteile zu erzeugen, die mit einer zerspanenden Technologie nicht oder nicht wirtschaftlich gefertigt werden können. Oder zur Herstellung von Ersatzteilen, die aufgrund des hohen Alters des Maschinenparks in den benötigten geringen Stückzahlen nicht mehr hergestellt werden und für die eine Lagerhaltung über Jahrzehnte hinweg einfach zu teuer ist. Für die Logistik erscheint dieser technologische Trend aufgrund der damit verbundenen De-Materialisierung auf den ersten Blick als bedrohlich. Aber auch 3D-Drucker benötigen eine Materialversorgung, wenn eben mit anderen Materialien und mit einer deutlich geringeren Komplexität. Agile Logistik-Unternehmen werden sich auch diesem Trend frühzeitig anpassen, neue Marktmöglichkeiten erkennen und die neuen Kundenbedürfnisse optimal abdecken.
 

Schwarze Zahlen dank grüner Technik

Schwarze Zahlen dank grüner Technik 
Perspektiven für eine umweltfreundliche Logistik
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Eine „grüne Logistik“ galt in den vergangenen Jahren bei vielen Unternehmen als das Mittel der Wahl, um Risiken in der Supply Chain zu minimieren und nebenbei das Markenimage aufzupolieren. Doch je größer die verbalen Bekenntnisse waren, desto geringer fielen oftmals die tatsächlichen Umsetzungsleistungen aus. Aktuell lohnt sich eine neue Auseinandersetzung mit dem Thema, da neue Technologien der grünen Logistik neue Perspektiven eröffnen. Der Beitrag schildert diese Chancen sowie konkrete Handlungsansätze für Unternehmen. 

Rein nach Zahlen betrachtet, müssten wir im Fall unserer Infrastrukturen bzw. Supply Chains eher von einer aktuell „grau-grünen“ Logistik sprechen. Denn Fakt ist: Auch wenn der CO2-Ausstoss der EU-28 zwischen 1990 und 2015 um -22% gesunken ist, ist er im Bereich der Transporte im gleichen Zeitraum signifikant gestiegen. Fakt ist aber auch, dass sich gerade viele große, international aufgestellte Logistikunternehmen ernsthaft mit ihrem ökologischen Footprint auseinandersetzen und bereits signifikante Verbesserungen erreicht haben – freilich nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Bilanz. Vor allem in den Bereichen „Green Transportation“ und „Green Warehousing“ gibt es eine Reihe von ernstzunehmenden Entwicklungen in Richtung einer tatsächlich „grünen“ Logistik.

1. Green Transportation
Mit der kontinuierlichen Verbesserung der Dieseltechnologie als der weltweit wichtigsten Antriebstechnologie für LKW sanken zwar die Emissionen pro gefahrenem Kilometer in den letzten Jahren deutlich – aber eine nicht praxisrelevante Festlegung der gesetzlichen Abgastests lies Lücken für Manipulationen oder geschickte Gesetzesauslegung durch die Hersteller offen. Außerdem konnten die erzielten Verbesserungen nicht den Effekt des ständig wachsenden ausgleichen, trotz der heute im Speditionsbereich fast flächendeckend eingesetzten Routenoptimierungsprogramme. 
Zudem kann der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen eine rückwärtsgewandte Entwicklung zum Verbrauch fossiler Brennstoffe auch in anderen Nationen stärken. Aber nur wenn die Staatsregierungen die im Abkommen festgelegten Umweltziele ernst nehmen und der gesetzliche Spielrahmen für Transporte und die Logistik deutlich verengt wird, ist der nächste Schub in Richtung einer wirklich grünen Transportlogistik zu erwarten. Positiv ist allerdings, dass die dafür notwendigen Technologien bzw. Lösungen bereits vorhanden sind oder es in naher Zukunft sein werden. Zu den aktuell wichtigsten Hoffnungsträgern einer grünen Transportlogistik zählen:

E-Transporter im urbanen Raum
Vorreiter im Bereich der kleinen LKW bzw. Transporter ist in Deutschland DHL mit dem vollelektrischen StreetScooter. Entstanden im Jahr 2010 aus einer Forschungsinitiative der RWTH Aachen, fertigen seit 2014 ca. 100 Mitarbeiter des mittlerweile der DHL gehörenden Unternehmens dieses städtische Lieferfahrzeug. 2016 wurde das 1.000ste Fahrzeug produziert, nun sollen jährlich 10.000 die Fertigungsstraße verlassen – u.a. mit dem Ziel, den Gesamtbestand von ca. 70.000 DHL-Auslieferfahrzeugen zu elektrifizieren. Zudem gibt es bereits externe Interessenten für den StreetScooter wie Stadtverwaltungen, Händler oder Handwerker.
Daimler hat mit dem Fuso Canter E-Cell seit 2014 einen leichten vollelektrischen LKW im Alltagseinsatz, der als Fuso eCanter noch in 2017 in die Kleinserienproduktion gehen soll. Zudem präsentierte Mercedes-Benz den ersten vollelektrischen LKW für den städtischen schweren Verteilerverkehr bis 26 Tonnen und mit einer Reichweite von bis zu 200 km. Dieser LKW geht in 2017 in den Alltags-Testbetrieb, die Produktion könnte in 2019/2020 starten. Auch MAN kündigte an, das MAN eTruck-Konzeptfahrzeug für den mittleren und schweren städtischen Verteilerverkehr Ende 2017 im Alltag zu testen.
Die Vorteile dieser E-LKW liegen auf der Hand: Sie erfüllen die bald schärfer werdenden städtischen Anforderungen nach emissionsfreiem Fahren und ermöglichen nächtliche Zustellungen im urbanen Raum. Mit der steigenden Kapazität der neuen Batteriegenerationen sowie ihrem kontinuierlichen Gefälle bei den Herstellkosten könnten die Fahrzeuge bald in einen Bereich von vergleichbaren Kosten wie der heutigen Dieseltechnologie kommen. Natürlich sollte dann noch im besten Fall ihr Antriebsstrom aus emissionsfreier Windkraft bzw. Sonnenenergie / Photovoltaik stammen.

Platooning: sensorbasierte Steuerung von LKW-Kolonnen
Auch wenn im Langstreckenverkehr und im Bereich der schweren LKW von 26 bis 40 Tonnen der Technologiesprung zum reinen Batteriebetrieb noch nicht möglich ist, gibt es hier dennoch interessante technologische Neuerungen, insbesondere bei der elektronischen, WLAN-sensorbasierten Steuerung von LKW-Kolonnen. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) wies in einer Studie nach, dass eng hintereinander fahrende LKW aufgrund des geringeren Luftwiderstands bis zu 20 Prozent weniger Diesel verbrauchen und nur ca. die Hälfte der Autobahnfläche als im Normalbetrieb. Durch die kurze Reaktionszeit der Steuerung lassen sich notwendige Bremsvorgänge in nur 0,1 Sekunden auslösen, was extrem kurze Fahrzeugabstände von nur 10 – 15 m (weniger als die Länge eines LKWs mit Trailer) ermöglicht. Volvo und Daimler haben ihre ersten Platooning-Versuche in 2016 und 2017 durchgeführt. DB Schenker und MAN kündigten gerade für dieses Jahr einen größeren Platooning-Praxistest im vernetzten LKW-Kolonnenbetrieb an.

Verbesserte Frachtraumnutzung durch Big/Smart Data Analytics
Eines der größten Transportprobleme auf dem Weg zum reduzierten CO2-Ausstoß sind die ungenutzten, aber bewegten Frachträume. Natürlich lässt sich bei ständigen Forderungen nach noch schnelleren Lieferzeiten nicht gleichzeitig das genutzte Frachtraumvolumen optimieren und verbessern. Aber vor allem Big Data Analytics kann dabei helfen, noch nicht realisierte, aber antizipierbare Bedarfe früher planbar und so mit laufenden Transporten kombinierbar zu machen und das vorhandene Angebot von Laderaum mit dem Bedarf kurzfristiger zusammenzubringen. 

2. Green Warehousing
Was verstehen Warehouse-Manager heute unter einer „grünen Logistik“ in ihren Lägern? Gern genannt werden die Reduzierung des Wasser- oder Energieverbrauchs z.B. durch (automatisches) Abschalten der Beleuchtung in ungenutzten Lagerbereichen. Der Aufwand für einen verringerten Ressourceneinsatz war hier also bislang ebenso gering wie der gewonnene Nutzen. Neue Technologien bieten auch hier zahlreiche Verbesserungschancen, etwa: 
• Wasseraufbereitungsanlagen zum Säubern des Wassers für die Reinigung von Umlaufbehältern
• Neue verbrauchsarme, elektrische Stapler mit Energie-Rekuperation beim Bremsen
• Reduzierung der bewegten Massen in automatischen Lägern und Einsatz von verbrauchsarmen Antrieben
• Sensorbasierte, automatische Steuerung der Deckenbeleuchtung in Abhängigkeit von der aktuellen Nutzung von Lagergängen/Lagerbereichen
• Energiesparende, langlebigen LED-Leuchten
• Effektivere Heizungs- und Lüftungssysteme in Kombination mit der Reduktion von Wärme/Kälteverlusten (Schnelllauftore, Wärmedämmung) 
• Trennung von Verpackungsmaterial, Pressung und sortenreiner Aufbereitung/Verkauf an spezialisierte Rohstoffunternehmen
• Standardisierte Verpackungssysteme, bei denen eingehende Transportverpackung auf der eigenen Versandseite wiederverwendet wird
• Solarpanels/Fotovoltaik-Anlagen auf dem Dach des Lagergebäudes 

Best-Practice: Photovoltaikanlage auf dem Lagerhallendach
Immer mehr Logistikzentren nutzen Photovoltaikanlagen, etwa das Logistikzentrum von Müller-Drogeriemärkte in Ulm oder das niederländische Logistikzentrum von ThyssenKrupp in Veghel. Als Richtwerte gelten: Pro sieben bis acht Quadratmeter Modulfläche lässt sich eine Spitzen-/Nennleistung von einem kWp erzeugen, die im deutschen Durchschnitt für eine Leistung von ca. 900 kWh pro Jahr sorgt. In der Regel ist selbsterzeugter Photovoltaikstrom für die Eigennutzung günstiger als gekaufter Strom. Die Kosten für den selbsterzeugten Strom liegen bei acht bis 12 ct/kWh. Damit schaffen Logistikunternehmen eine Eigenkapitalrendite von sieben bis acht Prozent. Eine Alternative für Logistikgesellschaften ist, die eigene Dachfläche an einen Dienstleister zu vermieten, der dort mit eigenem Kapital die Photovoltaikanlage installiert und betreibt. Dies kann über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren für eine zusätzliche, feste Mieteinnahme sorgen.

Je mehr der geschilderten Optionen ein Unternehmen im Transport- und Lagerbereich bereits anwendet, desto eher kann man von einer „grünen Logistik“ sprechen. Natürlich wäre es interessant, die auf diesem Wege erzielten Kostenvorteile auch zu quantifizieren. Dies ist aber bei der Vielfalt möglicher Maßnahmen und bei den unterschiedlichsten Ausgangspositionen nicht seriös möglich. Praxisbeispiele zeigen aber, dass „grün“ orientierte Kostensenkungen bei Liefer- und Transportkosten sowie bei den eigenen operativen Betriebskosten in der Größenordnung von je zwei bis fünf Prozent realistisch sind. Bei den reinen Energiekosten liegt der Wert sogar zwischen fünf und zehn Prozent, bei niedrigem Ausgangsniveau auch höher.
Den nächsten, nun anstehenden Schritt der Wirtschaft in Richtung einer wirklich grünen Logistik stemmen neue Technologien jedoch nicht allein – ebenso notwendig ist ein vermehrter politischer Druck bzw. ein engerer gesetzlicher Rahmen. Denn solange Mineralwasser aus Geschmacks- oder Marketinggründen aus dem Norden Europas nach Südeuropa und gleichzeitig solches aus Südeuropa nach Nordeuropa transportiert wird, sind unsere Transporte zu günstig. Grüne Logistik kann erst dann ihrem Namen gerecht sein, wenn jede Verschwendung von Ressourcen aus unseren Logistikketten entfernt ist. 

Megastau durch Online-Shopping

Megastau durch Online-Shopping 
Zukunftsfähige Logistiklösungen für Europas Ballungsräume
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Bei Großstadtbewohnern ist Online-Shopping ein beliebtes Mittel zum Zweck, dem Trubel und Verkehrschaos auf den Straßen zu entkommen. Leider bewegen sich die Waren aber auch in Zukunft nicht durchs Beamen zum Kunden, sondern über die bekannten Verkehrswege. Studien des Bundesverbands Paket- & Expresslogistik gehen davon aus, dass das Volumen von heute ca. 3 Milliarden zugestellten Paketen pro Jahr in Deutschland bis 2021 um ein Drittel auf ca. 4 Milliarden ansteigen wird. Andere Studien prognostizieren, dass in 2030 ca. 40 Prozent des Verkehrs in den europäischen Ballungsräumen allein durch die Logistik verursacht wird. Unser Konsumentenverhalten trägt also zu diesem vorprogrammierten Megastau in den Ballungsräumen wesentlich bei, denn beim E-Commerce erwarten wir immer schnellere Lieferungen in immer kleineren Mengen. 
Zusätzliche Dynamik gewinnt diese Entwicklung vor allem in Europas Metropolen durch den demographischen Wandel: die Stadtbevölkerung wächst numerisch und altert rapide. Damit entstehen neue Logistik- und Lieferservices: die erste, internetaffine Ruhestandsgeneration nutzt bereits aktiv die Vorteile des Online-Shoppings. Mit den damit verbundenen Frei-Haus-Lieferungen wird das Schleppen von schweren oder großvolumigen Gütern (z.B. Getränke oder Toilettenpapier) für die älteren Menschen hinfällig. Manche Anbieter schaffen bei solchen Serviceleistungen auch eine zusätzliche Kundenbindung durch automatische Abo-Bestellungen. Wieder andere wollen diese Warenorder durch Bestellknöpfe am Ort des Verbrauchs (z. B. Amazon Dash), spezielle Smartphone-Apps oder einfach per Sprache über einen Chatbot immer weiter vereinfachen und somit zur Normalität machen.
Diese Entwicklung erfordert neue Denk- und Lösungsansätze für eine funktionierende Megalopolis-Logistik – andernfalls droht der Verkehrskollaps im Megastau. Vielversprechende Perspektiven für eine Entlastung der konventionellen Transportwege bieten derzeit: 

1. Neue Geschäftsmodelle für die erste/letzte Meile: 
Wie können im Wettbewerb stehende Logistikdienstleister in bestehenden Lieferketten besser zusammenarbeiten? Zu diesen Ansätzen gehören der Betrieb von kollaborativen Lägern, Distributions-Centern, City-Hubs und Transporten. Anstelle von „jeder steht mit jedem überall im Wettbewerb“ wird ein „Wettbewerb um regionale Hoheiten“ entstehen (müssen), damit innerhalb dieser hoheitlicher Regionen dann ein einziger Logistik-Dienstleister alle Kunden mit einer geringeren Anzahl von Fahrten bedient. 

2. Transportverdichtung mittels neuer, dezentral errichteter Pick-up/Drop-off-Points (PUDOs). 
Diese reduzieren den Verkehr und tragen dazu bei, Mehrfachfahrten für die erste/letzte Meile zu vermeiden. PUDOs stellen eine Alternative zu den beschriebenen, kollaborativen City-Hubs dar. Diese PUDOs werden zur Zeit auch „weiße Shops“ genannt, bei denen die Konsumenten ihre Pakete abholen können und zwar nicht nur von einem Dienstleister, sondern von allen Paketzustellern. Auch diese Bündelung auf der letzten Meile würde helfen, um den drohenden Verkehrskollaps zu reduzieren. Den gleichen Effekt würde auch eine Zustellung per Fahrradkurier auf der letzten Meile von diesen PUDOs erzielen.

3. Bessere Nutzung bestehender Systeme und des bestehenden Verkehrsaufkommens,  etwa der vorhandenen U-Bahnnetze für nächtliche Cargo-Transporte. Crowd-basierte on-demand-delivery Modelle sorgen dafür, dass PKW besser mit Menschen oder zusätzlicher Fracht ausgelastet sind. Ein gutes Beispiel gibt hier DHLs Modellversuch von MyWays in Stockholm. 

4. Einsatz autonomer Transportmodi wie self-guided vehicles und unmanned aerial vehicles. 
So startete das Unternehmen "just eat" in London einen Zustellservice für Schnellrestaurants mit einem selbstfahrenden, sechsrädigen Transportroboter im Dezember 2016. Ebenso vorstellbar wäre ein Zustellservice, indem ein Fahrzeug eines Paket-Dienstleisters in eine Wohnstraße fährt – und dann aus diesem Fahrzeug fünf bis zehn selbstfahrende Robotor oder Drohnen ausschwärmen, um die Zustellung der letzten Meile effizient zu übernehmen.
 
5. Tube Logistics Systeme: 
in der Schweiz gibt es z.B. über die Firma Cargo Sous Terrain erste konzeptionelle Überlegungen für den Bau von Cargo-U-Bahnen zur Ver- und Entsorgung von Stadtzentren. Dabei steuern autonom fahrende Wagen, die jeweils mit ein bis zwei Paletten beladen sind, Untergrund-Bahnhöfe unter Logistik-Hubs, Geschäftszentren oder PUDOs an. Die Waren werden dann automatisch mit einem Lift vom Untergrund-Bahnhof an die Oberfläche bewegt, wo vollautomatisch die Übergabe der Palette an ein weiteres autonomes Transportmittel erfolgt. Auch die Hyperloops in den USA gehören zu diesen Tube-Systemen, wobei in diesem Fall in vakuumierten Röhren auf Magneten schwebend Menschen oder Waren rasch zwischen Stadtzentren transportiert werden sollen. 

Die Chancen, die sich aus neuen Technologien ergeben, werden jedoch mit einem weiter steigenden Bedarf der Konsumenten an noch schnelleren Lieferungen Schritt halten müssen. Das unterstreicht, wie dringend notwendig digitale Innovationen einer Logistik 4.0 sind. Sie schaffen das Fundament für ein Supply Chain Management, das den demographischen und ökologischen Anforderungen einer Megalopolis gerecht wird. Andernfalls können wir noch viele Jahre damit verbringen, im Dauerstau auf die Rettung durch ein Lufttaxi zu hoffen. 


Der Chatbot als Lierferheld

Der Chatbot als Lieferheld
Mit bimodalen Lieferketten zur neuen Kunden-Wert-Orientierung
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Die Marktführer der Logistikbranche nutzen zum effektiven Management ihrer Lieferketten nicht nur die Möglichkeiten technologischer Innovationen. Sie verfolgen auch konsequent die Strategie, ihre Lieferketten vollkommen am Kunden und dessen Bedürfnissen auszurichten. Der Beitrag schildert, welche Rolle bimodale Lieferketten dabei spielen. 
Ganz egal, ob Sie dringend das neuste Smartphone-Modell, eine bestimmte DVD oder eine Portion frischer Äpfel benötigen – „dringend“ bedeutet bei den heutigen E-Commerce-Möglichkeiten, dass Lieferung und Zustellung innerhalb weniger Stunden schon fast als Selbstverständlichkeit gelten. Für den dazu notwendigen, sauberen Ablauf des „logistischen Uhrwerks“ im Hintergrund sorgen inzwischen wenige, große Marktführer. Wie etwa DHL, das die Wende vom bürokratischen Staatsbetrieb zum wettbewerbsfähigen Technologieführer geschafft hat. Oder natürlich Amazon und Zalando – das eine Unternehmen ist auf dem Weg zum weltbeherrschenden Superstore, das andere entwickelt sich von einem pfiffigen Schuhprovider zu einem Weltmeister der Reversed Logistics. Alle drei Unternehmen eint die Erfolgsstrategie, sich bei allen Überlegungen und Veränderungen konsequent auf den Kunden und dessen Erwartungen zu fokussieren. Ein Ansatz, der sehr rasch alte Geschäftsmodelle wie etwa den traditionellen Versandhandel in einen Überlebenskampf geschickt hat.
Die Maxime dieser intensiv gelebten Kundennähe lautet: Höre deinem Kunden zu, verstehe seine Bedürfnisse und richte die Logistikkette exakt an diesen aus. „Kundennähe“ wird dabei auch durch Echtzeitdaten über das Kaufverhalten und die Produktnutzung hergestellt. Die erbrachte Produktleistung wird nicht mehr mit der Leistungsspezifikation verglichen, sondern mit den tatsächlichen Erwartungen des Kunden. Alle logistischen Top-Performer wollen es ihren Kunden dabei so einfach wie möglich machen: Die Lieferung am selben Tag entwickelt sich zur Lieferung innerhalb von zwei Stunden, statt per Knopfdruck bestellt der Kunde inzwischen per Sprachsteuerung eines Chatbots. Und die Zustellung an die Haustür wird im Bedarfsfall von einer Übernacht-Lieferung in den Kofferraum des lokalisierbaren Autos oder zu einem individuellen Abgabepunkt abgelöst, den man noch kurz vorher ändern kann.

Wachstum dank bimodaler Lieferketten
Diese intensive Kunden- und Wert-Orientierung in der Lieferkette hat zu einem gravierenden Paradigmenwechsel in der Wertschöpfung aller führenden Logistikunternehmen geführt. Hiernach steht nicht nur der Kunde und die für ihn erzeugte Wertschöpfung im Mittelpunkt aller Betrachtungen – diese neue Bedarfsorientierung gilt auch als zentraler Differenzierungsfaktor im Markt und Wettbewerb. „Funktionale Silos“ aus Vertrieb, Entwicklung und Operations sind damit passé, an ihre Stelle ist bei den Logistikführern ein integriertes Management von Bedarf, Nachschub und Produktion getreten. 
Genau diese Kombination aus integriertem Bedarfs-, Nachschub- und Produktionsmanagement plus der intensiven Kunden- und Wert-Orientierung ist die Basis für die Etablierung bimodaler Lieferketten. Nur mit diesen schaffen es zum Beispiel die Anbieter komplexer technologischer Produkte wie Smart Phones oder Tablet-PCs, bei hochfrequenten Innovationsaktivitäten jährlich neue technologische Lösungen punktgenau zur Marktreife zu bringen. Bimodale Lieferketten ermöglichen somit, eine ausgezeichnete Kostenposition innerhalb einer Lieferkette zu erreichen. Zugleich unterstützen sie das gewünschte Wachstum durch die rasche Eroberung neuer Technologien oder neuer Märkte. Diese gleichzeitige Beherrschung von zwei unterschiedlichen Fähigkeiten – kontinuierliche Leistungssteigerung und Kostensenkung einerseits sowie Innovationen und Wachstum andererseits – ist es, was wir als bimodales Management von Lieferketten bezeichnen.

Innovations-Exzellenz als neue Lieferketten-Anforderung
Der neue Bestandteil dieser bimodalen Lieferketten-Strategie ist die schnelle Entwicklung und Adaption von Innovationen. Bisher war die Logistik dafür bekannt, primär den Service verbessern und die Kosten senken zu können. Doch die neuen Top-Performer überzeugen sowohl durch operative Exzellenz als auch durch Innovations-Exzellenz. Unternehmen können daher von den Top-Performern der Branche nicht nur lernen, wie man mittels bimodaler Lieferketten optimale Kundenbeziehungen herstellt. Sie sollten sich zudem an den Best-Practice-Methoden der Marktführer orientieren, um 

• innerhalb kürzester Zeit neue Lieferanten aufzubauen;
• mit den bestehenden Lieferanten zu neuen Innovationen zu gelangen (Co-Innovation);
• gemeinsam mit dem Entwicklungsbereich in kürzester Zeit neue Produktgenerationen zu entwerfen und lieferfähig zu machen;
• mit HR neue Talente an Bord zu holen und die funktionsübergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen zu organisieren;
• mit der IT neue Softwarelösungen zu erarbeiten; 
• gemeinsam mit dem M&A-Bereich neue Akquisitionen rasch zu integrieren. 

Diese Innovationsperspektive darf keine lästige Pflichtaufgabe sein, sie sollte tief in der DNA des Unternehmens verankert werden. Denn die Kunden, die Wettbewerber oder die technologischen Möglichkeiten sind im Zweifelsfall garantiert schon immer einen Schritt weiter als die eigene Planung. Ein Beispiel: Denkt man die Möglichkeiten von Smart Analytics weiter, so kann schon bald anhand von Informationen, die im persönlichen Smart Digital Assistent in jedem Mobile Phone vorhanden sind (etwa Termine im Terminkalender, gespeicherte Vorlieben oder tatsächliche Aufenthaltsorte) die erwartete Sendung ganz automatisch dorthin gesteuert werden, wo wir uns zum frühestmöglichen Eintreffzeitpunkt der Sendung gerade befinden. Das „logistische Uhrwerk“ tickt also ganz klar digital – und in Hinblick auf die Kunden- und Wert-Orientierung immer schneller. 
 

Logistik 4.0: Wegweiser für digitali-sierte Lieferketten

Logistik 4.0: Wegweiser für digitalisierte Lieferketten
Von Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts gilt der Trucker-Slogan "Solange man Äpfel nicht per E-Mail verschicken kann, müssen wir die Straße teilen". Jahrhunderts. Aber diese "Weisheit" verliert ihre Gültigkeit. Natürlich wird der Fluss von Informationen und realen Gütern auch weiterhin im Mittelpunkt der Logistik stehen. Mehrere treibende Kräfte sorgen jedoch für eine rasche Umstellung auf "Logistik 4.0": erstens eine deutliche Veränderung des Kundenverhaltens, zweitens neue wirtschaftliche Regeln und drittens neue technologische Möglichkeiten (siehe Grafik). Drei Megatrends in der Logistik 4.0 zeigen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich sind, um diesen Wandel aktiv zu gestalten. 

Grafik: Veränderungstreiber der Logistik 4.0 ©Dr. Wolfgang Keplinger

1. Immer „on“ – das neue digitale Konsumverhalten
Eine neue Generation von Digital Natives und Smarter (Grey) Usern agiert zum Teil kontinuierlich im Internet, zuweilen sogar gleichzeitig auf mehreren Kanälen. Diese Generation empfindet den permanenten Umgang mit Smart Devices als selbstverständlich – und die damit verbundenen Möglichkeiten der kontinuierlichen Lokalisierung sowie der kurzfristigen Bedarfsgenerierung und Bedarfsredirektion. Damit geht ein Bedürfnis nach immer mehr Produkt- und Service-Individualisierung einher. Für die Logistik heißt das, dass Bedarfe immer später und spontaner generiert werden, die Waren über gänzlich neue Kanäle der Shareconomy transportiert werden („in meinem Auto ist noch freier Platz“) und die Zustelladressen sich noch während der Zustellung ändern können.

2. Logistische Superlative keine Ausnahme, sondern Norm
Dieses Konsumverhalten hat bereits neue oder veränderte Logistik-Dienstleister hervorgebracht: DHL meisterte die Wende vom Staatsbetrieb zum wettbewerbsfähigen Technologieführer, Amazon rückt(e) den Kunden in den Mittelpunkt aller Überlegungen und schuf auf dieser Basis einen neuen Logistikstandard. Und Zalando beweist sich nicht nur als pfiffiger Schuhprovider, sondern auch als Weltmeister der Reversed Logistics. Das, was vor ein paar Jahren noch als „logistischer Superlativ“ galt, ist offenbar mittlerweile logistische Normalität. Hierbei werden Logistiklieferungen und Logistikservices also …

  • immer kurzfristiger eingesteuert, was zu einer steigenden Volatilität der Bedarfe führt
  • immer rascher und schneller geliefert – nach ersten Tests für Zwei-Stunden-Lieferungen rückt bereits die halbstündige Lieferung mit der Drohne als nächstes Ziel in den Bereich des Machbaren
  • immer transparenter, da Echtzeit-Tracking und Tracing Standard ist
  • immer günstiger, bequemer, spontaner und fehlerfreier – wodurch allerdings auch Fehlertoleranz und Loyalität der Kunden stetig abnehmen. 

3. Neue Logistik-Geschäftsmodelle dank kollaborativer Lieferketten 
Etablierte Logistik-Dienstleister oder produzierende Unternehmen werden in der Logistik 4.0 Läger, Distributionszentren, City-Hubs, Transporte aber auch die Reversed-Logistics-Chains kollaborativ nutzen. Dabei entstehen nicht nur lokal, sondern auch global logistische Supernetzwerke, um schnellere und effizientere Lieferungen zu ermöglichen. Immer mehr spezialisierte und dedizierte Logistikdienstleister und Start-ups werden in diese Supernetzwerke integriert. Zudem entstehen dank IoT und Cloud-Computing nicht-materielle, also webbasierte Logistics-as-a-Service, Logistics on demand und Logistics Marketplaces. Besonders wichtig sind die folgenden Trends: 

On-demand delivery, also die Zustellung exakt bei Kundenbedarf, unabhängig von Dienstzeiten der etablierten Logistik-Unternehmen und unabhängig von der Kurzfristigkeit des Bedarfs. Damit werden neue Wettbewerbsmodelle für die erste und letzte Meile geschaffen. Beispiele sind My Ways, MyTaxi, mitpackgelegenheit oder UberRush.

Multi-Kanal-Modelle als neue Voraussetzungen für ein effizientes Logistikmanagement. Immer mehr Unternehmen bedienen gleichzeitig mehrere Vertriebskanäle. Die „Logistik 4.0“ muss dabei also alle Kanäle nach deren spezifischen Anforderungen bedienen und soll dabei gleichzeitig effizient sein. Dies funktioniert nur mit Hilfe von neu entwickelten Standard-Prozessen, die modulartig je nach Bedarf und Vertriebskanal zum Einsatz kommen. 

Über das IoT integrierte low cost-sensors erhöhen die zugängliche Datenmenge für alle Logistik-Unternehmen drastisch. Damit lassen sich in Echtzeit einzelne Gegenstände lokalisieren oder das tatsächliche Kundenverhalten digital abbilden. Zwar werden somit einerseits die Lieferketten durch die wachsenden Datenmengen immer schwieriger kontrollierbar – andererseits werden aber die Algorithmen der Big Data Analytics immer smarter und so ein Teil der Lösung zur Beherrschung dieser Komplexität.

Wie man die letzte Meile smart bewältigen könnte

Aktuelle und erwartete Veränderungen bei der Paketzustellung in unseren Städten
Autor: Dr. Wolfgang Keplinger, ECCELL GmbH

Unser aktuelles Zustellkonzept für die letzte Meile passt nicht mehr für unsere Innenstädte: viele in zweiter Spur mit eingeschalteter Warnblinkanlage stehenden Zustellfahrzeuge von Paket- und Expressdienstleistern sind blockiert vom dichten Verkehr und sorgen selbst für weitere Engpässe und Hürden für die anderen Verkehrsteilnehmer. Betrachtet man die prognostizierten Zuwachsraten beim online-Handel oder den Trend, die Zustellzeiten immer weiter zu verkürzen, erkennt man, dass sich dieses Problem nicht von alleine lösen wird. Unsere aktuellen Gedankenspiele über die notwendige Reduzierung des CO2-Footprints bleiben da noch gänzlich außen vor, denn von einer wirklichen Green Logistics sind die aktuellen Lösungen für die letzte Meile weit entfernt. So stellt sich die Frage, ob es Ansätze gibt, die für eine Änderung dieser Situation zum Besseren sorgen werden, oder eine Lösung am Horizont andeuten.
Wie könnten wir nun die Zustellung auf der letzten Meile verbessern? 
Um diese Frage zu beantworten, möchten wir drei grundsätzlich unterschiedliche Lösungsrichtungen behandeln. Das Zustellungskonzept auf der letzten Meile würde sich verbessern, wenn wir
1. Das zu transportierende Volumen an Paket- und Expresssendungen reduzieren
2. Das zuzustellende Volumen bündeln, damit weniger einzelne Zustellungen notwendig sind
3. Neue Technologien und Zustellmodi einsetzen
Und natürlich würden wir auch durch eine geschickte Kombination dieser drei grundsätzlichen Lösungsrichtungen eine deutliche Verbesserung der Zustellung auf der letzten Meile erreichen können.

Das zu transportierende Volumen an Paket- und Expresssendungen reduzieren
Zunächst sprechen alle Markteinschätzungen und Prognosen zum online-Handel und e-commerce gegen diesen gedanklichen Verbesserungsansatz. Alle Experten gehen davon aus, dass die Konsumenten immer mehr zu online-basierten Verkaufs- und Distributionskanälen tendieren werden. Zumindest im nächsten Jahrzehnt. Die Bequemlichkeit von zu Hause aus einzukaufen und die Waren kurzfristig nach Hause geliefert zu bekommen scheint sich durchzusetzen, zumal sich die früheren Engpässe durch limitierte Zugänge, IT-Aversion und fehlende online-Kenntnisse kontinuierlich reduzieren.
Dennoch gibt es Ansätze, auch auf der Volumenseite Verbesserungen zu erzielen. Da wäre zunächst die Möglichkeit der Bündelung. Diese Bündelung von Bestellungen und Sendungen könnte erzielt werden durch:
  • Vergrößerung des angebotenen Volumens bei weniger Anbietern (Amazon-Effekt): je größer das angebotene Sortiment bei wenigen großen Anbietern ist, desto eher werden Kunden bisherige Einzelbestellungen bei diesem Anbieter gemeinsam im Zuge nur einer Sendung/Zustellung bestellen. Wichtig für die Intensivierung dieses Effekts sind kontinuierliches Sortimentswachstum bei den heute schon großen Anbietern, Beibehaltung des hohen Service-Niveaus und natürlich intensiver Wettbewerb. D.h. dieser Effekt wir nur eintreten, wenn es mehrere, aber eben nicht zu viele, miteinander im Wettbewerb stehende große Anbieter auch in der Zukunft gibt (d.h. neben Amazon auch ebay, Otto, Zalando, … und natürlich auch Alibaba).
  • Beeinflussung des Kundenverhaltens dahingehend, kurzzyklische Expresslieferungen (z.B. „innerhalb von 2h“ oder „same-day“) sehr bewusst und nur selektiv bei wirklich dringendem Bedarf zu wählen. Diese Beeinflussung könnte auch von den Städten über die Erhöhung der Zustellkosten (z.B. über eine City Maut) oder über gesetzliche Rahmenbedingungen (z.B. über erhöhte Energiekosten/-steuern für Transportleistungen) erzielt werden. Oder über degressiv über der Zustellzeit fallende City-Steuern.

Das zuzustellende Volumen bündeln, damit weniger einzelne Zustellungen notwendig sind
Eine Volumenbündelung könnte über folgende Ansätze erzielt werden:

Volumenbündelung auf Seiten der Anbieter/online-Händler
Diese wäre möglich, wenn die Kunden den Anbietern/online-Händlern mehr Zeit geben, um unterschiedliche (Einzel-)Bestellungen zu einer Gesamt-Sendung pro Kunde zusammenzu-fassen. D.h. die Kunden müssten bereit dazu sein, Ihre Zustellungszeiterwartungen um 1 – 2 Tage verlängern. Gleichzeitig müssten die Anbieter/online-Händler ihre EDV-Systeme soweit anpassen, dass für jede Bestellung geprüft wird, ob bündelbare andere Bestellungen vorliegen. Und sie müssten aktuelle Optimierungen von Pick-/Pack- und Versandprozessen ändern, so dass weniger einzelverpackte Sendungen und mehr kombinierte Sendungen aus den Fullfillment-Centern versandt werden. 

Volumenbündelung innerhalb jedes einzelnen Zustell-Dienstleisters
Auch hier wären Bündelungen möglich, wenn die Kunden auch dem Zustell-Dienstleister eine verlängerte Zustellungszeit zugestehen. Voraussetzung wäre natürlich auch hier wie bei den Anbietern eine Anpassung der internen Optimierungsprogramme: die EDV-Systeme müssten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gleiche Sendungen an einen bestimmten Kunden erkennen können und diese dann Bündeln. Oder über KI-basierte Systeme auch prognostizieren können, dass bei bestimmten Kunden mit einer großen Wahrscheinlichkeit noch zusätzliche Pakete erwartet werden können, die man dann mit nur einer Zustellfahrt dem Kunden bringen wird.

Volumenbündelung zwischen verschiedenen Zustell-Dienstleistern
Eine der effizientesten Möglichkeiten, den Verkehr auf der letzten Meile zu reduzieren läge in dem Ansatz, eine Volumenbündelung zwischen verschiedenen Zustell-Dienstleistern zu erzielen. D.h. eine bestimmte Region innerhalb einer Stadt, ein bestimmtes Stadtviertel wird exklusiv von nur einem Zustell-Dienstleister bedient, was die Auslastung der Fahrzeuge erhöhen, die Anzahl der Verkehre reduzieren und die Etablierung von neuen Zustellkonzepten erleichtern würde. Diese „Monopolisierung“ der regionalen Hoheit über die letzte Meile könnte durch Ausschreibung von Regionen/Stadtvierteln geschehen. Oder für diejenigen, die weniger regulative Eingriffe der Politik bevorzugen, durch eine „marktregulierende“ Steuerung über Einführung einer entsprechend hohen City Maut. Über die Kosten auf der letzten Meile könnten dann „wirtschaftlich sinnvolle“ Kooperationen zwischen den Zustell-Dienstleistern auch von oben bewusst herbeigeführt bzw. gesteuert werden. Manche Städte prüfen gerade, ob sie die Idee von dienstleisterübergreifenden City-Konsolidierungszentren wie in den 70er/80er-Jahren des letzten Jahrhunderts, wieder aufgreifen und fördern sollten.

Neue Technologien und Zustellmodi einsetzen
In diesem Bereich gibt es die größte Anzahl von heute schon möglichen, oder von zukünftig absehbaren Lösungsmöglichkeiten. Dabei können wir folgende Lösungsansätze unterscheiden
  • Weniger Zustellfahrten durch Abholung der Ware oder Verringerung der Wiederholzustellungen
  • Weniger Zustellfahren durch smartere Steuerung der Zustellung
  • Zustellungen auf verschiedenen Verkehrsmodi zur Entlastung des am meisten belasteten Straßenverkehrs
Weniger Zustellfahrten durch Abholung der Ware oder Verringerung der Wiederholzustellungen
Es gibt heute schon Zustellungsoptionen, die das Prinzip der Zustellung umdrehen: Abholung statt Zustellung. Die Basisidee dahinter, der Endkunde holt sich die Ware von Übergabepunkten ab, und nimmt sie selber auf der letzten Meile mit auf einer Fahrt, die ohnedies stattgefunden hätte. Die Zustellfahrt durch den Paket-Dienstleister entfällt. Unter dieses Prinzip fallen die PUDOs (Pick-up / drop-off Center), also Übergabepunkte, bei denen das Paket bei einem Service-Shop (Schreibwarenladen, Tabakladen, Änderungsschneiderei, Tankstelle, …) abgeholt wird, bzw. eine Retoure dort aufgegeben wird. Das Abholprinzip wird aber auch durch Ansteuerung von Paket- und Übergabestationen ermöglicht, bei denen das Paket hinterlegt wird und der Kunde mittels einer elektronisch übermittelten Nachricht weiß, dass das Paket abholbereit ist und mittels eines zugesandten Codes auch sein Paketfach öffnen kann. Auch spezifischer definierte Übergabepunkte, bei denen der Zusteller ein Paket auch abgeben oder hinterlegen kann, wenn der Ziel-Adressat nicht zu Hause ist, reduzieren die Zustellfahrten auf der letzten Meile durch Entfall von Wiederholzustellfahrten. Da kann der Zusteller das Paket einfach ins Stiegenhaus oder beim Nachbarn abgeben, oder ein einer nur vom Zusteller und dem Kunden öffenbaren Box hinterlegen. Zu diesem beschränkt zugänglichen Hinterlegungsbereich gehört auch der Kofferraum des Zielkunden-Autos – erste diesbezügliche Versuche laufen bei Audi und Volvo. 

Weniger Zustellfahren durch smartere Steuerung der Zustellung
Auch eine smartere, echtzeitbasierte Information über den aktuellen Zustellstatus in Kombination mit einer entsprechenden echtzeitbasierten Steuerung könnte die Zustellfahrten auf der letzten Meile reduzieren. Wenn der Kunde sieht, dass das Paket zu einem Zeitpunkt zu Hause ankommt, an dem er selbst nicht vor Ort ist, könnte er das Paket in ein PUDO-Center oder eine Übergabestation umleiten, oder am nächsten Tag an seinem Arbeitsplatz. Durch eine smarte Steuerung könnten sich aber auch individuelle Zustellfenster vereinbaren lassen, zu Zeiten, in denen man sicher zu Hause ist (z.B. nach 19.00 Uhr), oder man könnte sein smartes Mobiltelefon die aktuellen Aufenthalts-Koordinaten mitteilen lassen, so dass ein Zusteller nur dann die Heimadresse anfährt, wenn der Klient auch wirklich zu Hause ist.

Zustellungen auf verschiedenen Verkehrsmodi zur Entlastung des am meisten belasteten Straßenverkehrs
Wenn die Straße blockiert ist, dann muss die Zustellung auf der letzten Meile von der Straße weg ausweichen. Das könnte über die Luft passieren, über den Untergrund, oder über den Rad- oder Gehweg.

Ausweichen in die Luft: wir sind bei der durch Amazon, UPS, Fedex und DHL berühmt gewordenen Zustelldrohne. Erste Tests mit unterschiedlichen Drohnenkonzepten sind gelaufen und wir wissen, dass die Drohne ein taugliches Zustellmittel ist in abgelegeneren und gering besiedelten Gebieten wie in den Alpen oder auf kleineren Inseln. Dagegen ist die Drohne für dicht besiedelte Stadtgebiete weniger geeignet. Hier könnten zukünftige Konzepte greifen, in dem die Drohne wirklich nur auf der allerletzten Meile eingesetzt wird. D.h. der Zusteller fährt mit seinem elektrisch betriebenen Zustellwagen in ein Stadtgebiet, dann schwärmen 5 – 10 Drohnen aus diesem Zustellwagen aus und machen wirklich nur die finale Zustellung zum Kunden. Der Einsatz von Drohnen über dicht besiedeltem Gebiet wird auch davon abhängen, ob Fragen der Sicherheit und der Störung der dort lebenden Einwohner, zufriedenstellend geregelt werden können. 

Ausweichen in den Untergrund: Es gibt bereits Zustellkonzepte, die in den Untergrund ausweichen. Einfache Konzepte nutzen dabei U-Bahntrassen, um interstädtisch in der Nacht Materialtransporte durchführen zu können. Neuere Konzepte wie z.B. das schweizerische Cargo Sous Terrain bauen auf eigenen, unterirdischen Versorgungstrassen für selbstfahrende Paletten- und Pakettransporte. Hier ist zwar die Akzeptanz größer, aber auch die Kosten der Realisierung deutlich höher. Außerdem sehen die aktuellen Konzepte zwar eine Erschließung der Städte von regionalen Logistikzentren aus vor, aber noch nicht die unterirdische Feinverteilung auf der letzten Meile. 

Ausweichen auf Rad- oder Gehwege: Die Zustelldienstleister fahren mit elektroangetriebenen Fahrzeugen oder mit Containern in ein Stadtviertel, diese Fahrzeuge oder Container dienen dann als zentraler Micro-/City-Hub oder Umschlagplatz, von dem aus dann mit vielen Einzelfahrten mittels Zustellfahrrädern (mit oder ohne Containeraufbauten, mit oder ohne Elektroantriebsunterstützung), mit kleinen Elektrofahrzeugen oder zu Fuß mittels Sackkarre oder eines smarten, dem Zusteller autonom folgenden, Paketwagens, über die Rad- und Gehwege die letzte Meile überbrückt wird. Hierzu laufen verschiedene Pilottests von unterschiedlichen Zustellern in verschiedenen deutschen Städten. Der Vorteil dieser City-Hub-Lösungen ist nicht nur, dass die letzte Meile wieder fließend anstelle stehend bewältigt wird, sondern dass die meisten dieser Alternativen durch die zugrunde liegenden Elektro- oder „per Pedes“-Antriebe eine wirklich grüne Lösung für die letzte Meile darstellen. 

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